Integrationspaket

Regierung will Beschäftigung für Flüchtlinge fördern

Flüchtlinge sind oft zum Herumsitzen verdammt. Das Integrationspaket der Regierung soll das nun ändern (Symbolbild).
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Die Regierungsspitze erhofft sich rasche Effekte vom heute vorgelegten Integrationspaket. Das elf Punkte starke Paket legt einen Schwerpunkt auf die Beschäftigung von Flüchtlingen. Sprachkurse sollen besser koordiniert und forciert werden.

Wien – Die Regierung hat am Dienstag das „Integrationspaket“ beschlossen, das sie vor zwei Wochen bei Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) und seinem Koalitionsgegenüber, Kanzleramts-Staatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ), in Auftrag gegeben hat. Es bringt Maßnahmen für Asylwerber, bei denen hohe Aussicht auf den Asylstatus besteht. Das insgesamt elf Punkte starke Paket legt einen Schwerpunkt auf die Beschäftigung von Flüchtlingen. So soll ein Katalog über jene Leistungen erstellt werden, die Asylwerber als Hilfs- und Unterstützungstätigkeiten für Gebietskörperschaften und im Rahmen ihrer eigenen Unterbringung erfüllen können.

Neben Bund, Ländern und Kommunen wird nun auch Gesellschaften im Alleineigentum der Gemeinde, die nicht am freien Markt tätig sind, die Möglichkeit eröffnet, Asylwerber für die im Katalog angeführten Leistungen heranzuziehen. „Verfassungsrechtlich verankerte Werte“ sollen für Personen, die in Landesbetreuung untergebracht sind, über die Arbeit mit Freiwilligen „erleb- und erlernbar“ werden. Auf Basis bereits bestehender Programme wird ein entsprechendes Modell entwickelt.

Zusätzliche Deutschkurse

Was die Sprachförderung angeht, haben sich Innen-, Sozial- und Außenministerium darauf verständigt, in abgestimmter Vorgehensweise zusätzliche Deutschkurse für die Niveaus Alpha(betisierung) bis A2 zu schaffen. Im Zuge dieses Projektes soll nun auch die Vermittlung von berufssprachlichen Kenntnissen bedarfsgerecht gefördert und ausgeweitet werden. Dafür werden von den drei Ressorts zusätzlich 51,25 Mio. Euro investiert.

Freiwillige, die sich ehrenamtlich beim Deutschunterricht für Flüchtlinge engagieren, sollen durch Materialien und Informationsveranstaltungen unterstützt werden. Gesucht werden „kreative digitale Strategien“, um mit Beteiligungsmöglichkeiten bestehende Freiwilligenplattformen zu vernetzen und die Vermittlung von Patenschaften für Deutschkurse und Orientierung- und Wertevermittlung, sowie Freizeitangebote für Menschen mit Fluchthintergrund zu ermöglichen.

Die Werte- und Orientierungskurse des Integrationsfonds werden „nach Maßgabe der Möglichkeiten“ den zum Verfahren zugelassenen Asylwerbern zugänglich gemacht. Die Inhalte dieser Kurse sollen auf Perspektive in Deutschkurse für Flüchtlinge einfließen. Im Rahmen einer Studie soll die schulische und berufliche Qualifikation der Asylsuchenden aus den wichtigsten Herkunftsstaaten an Hand einer repräsentativen Auswahl erhoben und statistisch ausgewertet werden.

Forciert werden soll schließlich die wissenschaftliche Begleitforschung zur Flüchtlingsthematik. Zu diesem Zweck wird von diversen Ministerien und dem Integrationsfonds eine Koordinationsstelle eingerichtet, die bestehendes Studienmaterial erfasst und eine Abstimmung der unterschiedlichen künftigen Forschungsmaßnahmen vornimmt.

Regierung mit Arbeit zufrieden

Kurz und Duzdar zeigten sich zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Arbeit. Mit mehr Möglichkeiten für gemeinnützige Arbeit helfe man ihnen, „ihren Beitrag für Österreich zu leisten“, sagte Kurz. Duzdar erhofft sich mehr Einbindung in die Gesellschaft. Eine unlängst von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) angedachte Arbeitserlaubnis für Asylwerber wird so nicht kommen, hielt Kurz fest. Die Arbeitsmarktlage sei schon für anerkannte Flüchtlinge schwierig genug.

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) lobte im Pressefoyer nach dem Ministerrat den „deutlichen Ausbau der Möglichkeit, Asylwerber in sozialen Diensten zu beschäftigen“. Auch der Bund werde sich „hier engagieren“, versprach er. Kern nannte etwa „entsprechende Praktika und soziale Dienste“ als Beispiele. Man stelle nun jedenfalls sicher, dass Gemeinden, aber auch gemeindeeigene Betriebe Angebote für Asylwerber schaffen können.

Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) lobte, dass „wir einige konkrete Schritte weitergekommen sind“: „Das Thema ist damit jetzt einmal erledigt“, sagte er – betonte aber zugleich, dass Integrationspolitik natürlich eine „permanente Angelegenheit“ sei.

Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) erhofft sich, dass die neuen Maßnahmen den „Tagesablauf von Asylwerbern besser strukturieren“. Es gelte zu vermeiden, dass diese beschäftigungslos den Tag verbringen - „das ist nicht ihre Verantwortung, das geht auch an uns“. Da aber in vielen Bereichen ohnehin schon einiges passiert sei, sollen nun „best practice-Modelle“ gesammelt werden.

Viele positive Reaktionen, Ruf nach Arbeitserlaubnis

Auch außerhalb der Regierung wurde das Integrationspapier großteils positiv aufgenommen. NEOS-Menschenrechtssprecher Nikolaus Scherak begrüßte an sich die eingeleiteten Maßnahmen, forderte aber die Einführung einer Residenzpflicht für Asylwerber, mit der „das absurde Herumgeschiebe von Verantwortung“ beendet und Ghettos in Ballungsräumen verhindert werden könnten. Scheraks Kollegin von den Grünen, Alev Korun, zufolge sollte gemeinnützige Arbeit aber nicht nur bei Gemeinden, sondern auch bei NGOs und Vereinen ermöglicht werden, damit viel mehr Schutzsuchende als derzeit geregelte Tagesstrukturen haben können.

Gerald Schöpfer, Präsident des Roten Kreuz, sieht einen „ersten Schritt in Richtung einer Integration von Anfang“, bemängelt aber, dass nicht der Arbeitsmarkt generell nach drei bis sechs Monaten für Asylwerber geöffnet wird.

Auch Caritas-Generalsekretär Burkhard Wachter plädierte in einer Aussendung dafür, den Arbeitsmarkt etappenweise für Asylsuchende zugänglich zu machen. Den geplanten Leistungskatalog zur Ausweitung des Angebots gemeinnütziger Tätigkeit begrüßte er und hoffte, dass Gemeinden diese Möglichkeit verstärkt anbieten. (tt.com, APA)