Murstaustufe Graz: Naturschützer fürchten um reichen Fischbestand
Graz (APA) - Steirische Umweltschützer haben am Dienstag einmal mehr ihre Bedenken gegen die Errichtung der Mur-Staustufe Graz geäußert: Das...
Graz (APA) - Steirische Umweltschützer haben am Dienstag einmal mehr ihre Bedenken gegen die Errichtung der Mur-Staustufe Graz geäußert: Das Kraftwerk würde das Aus für viele Fischarten bedeuten, darunter den gefährdeten Huchen. „Der Fischbestand im Raum Graz mit 34 Arten ist zwar ein ausgezeichneter, aber er ist gefährdet“, sagte Gert Richter vom Arbeiterfischereiverein Graz bei einer Pressekonferenz.
Der Geschäftsführer des Naturschutzbundes Steiermark, Markus Ehrenpaar, kritisierte das Bauvorhaben der Energie Steiermark: „Es sind in Graz noch zehn Kilometer Fließstrecke vorhanden, den die Fische unbedingt brauchen. Bei einem Bau mit Rückstau wird deren Lebensraum zerstört“. Da müsste noch einmal umgedacht werden.
Seitens der Energiewirtschaft heiße es immer, man benötige nachhaltige Energie, sagte der Obmann des Landesfischereiverbandes, Friedrich Ebensperger: „Ein Kraftwerk ist aber auch nachhaltige Vernichtung, nicht nur Nutzung. Gesprochen wird immer nur von kleinen unbedeutenden Eingriffen, aber das ist Salamitaktik“. Ebensperger kritisierte auch die „alle fünf bis zehn Jahre stattfindenden Stauraumentleerungen bei Flusskraftwerken: „Im Schlamm steckt eine hohe chemische Konzentration. Selbst Fische, die sich flussabwärts in Seitenarmen verstecken, verhungern dann, weil alles andere Leben getötet wird“.
Richter - er ist auch Gewässerschutzsachverständiger des Bezirks Voitsberg - berichtete von einer Fischrettungsaktion im Grazer Mühlgang: „Bei dessen Trockenlegung 2007 haben wir 27 Fischarten und auch ein ukrainisches Bachneunauge festgestellt. 2009 waren es sogar 34 Arten. Das ist ein ausgezeichneter Wert, wenn auch sieben Arten nicht ursprünglich hier beheimatet sind. Aber es sind 80 Prozent der Arten gefährdet, sie rangieren in roten Listen weit oben. In der Mur gibt es noch freie Reststrecken, die müsste man erhalten“, sagte Richter. Aufstiegshilfen bei Kraftwerken würden nicht funktionieren oder seien nicht vorhanden. Und eine Flussab-Wanderung der Fische führe zu fast 100 Prozent durch die Turbinen.
Hier hakte der Grazer Fischschützer Franz Keppel ein: „Mit Fischaufstieg und -abstieg ist es nicht getan, das ersetzt nie einen frei fließenden Fluss. Und da geht es nicht um einen Pangasius, sondern um unsere letzten Wildfische“.
Der Oberösterreicher Clemens Gumpinger vom Technischen Büro für Gewässerökologie war der Ansicht, dass der Stauraum eines Kraftwerks „eine Verschlechterung für Fließgewässer darstellt“. Sein Büro betreue keine Neubauten mehr, nur Umbauten und Effizienzsteigerungen, bei denen weit mehr Energie herauszuholen sei. Gumpinger gab abseits der Ökologiediskussion zu bedenken, dass Flüsse öffentliches Gut seien, das allen gehöre, bei Kraftwerken würde aber nur von wenigen Geld gemacht: „Die Strompreise werden in Stuttgart von der Börse bis 2020 festgelegt und sind im Keller, da sollte man sich gerade dieses Kraftwerk gut überlegen.