NBA

Pöltl: „Ich lebe meinen Traum“

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Jakob Pöltl erfährt morgen beim Draft in New York den Klub, bei dem er seine NBA-Karriere starten wird. Der 20-jährige Wiener avanciert damit zum ersten Österreicher in der besten Basketball-Liga der Welt.

Wien –Beim so genannten Draft in der nordamerikanischen NBA, der besten Basketballliga der Welt, können die Teams der Liga die Rechte an verfügbaren Nachwuchsspielern erwerben. Der Wiener Pöltl galt gestern als fast sicherer Top-10-Pick für Donnerstag (19 Uhr Ortszeit) in New York. Als solcher darf er schon zu Saisonstart Ende Oktober mit Einsätzen rechnen. Der 20-Jährige freute sich auf einen richtig coolen Tag, der seine weitere Karriere bestimmen würde.

Was geschieht alles im Countdown zum Draft, wie schaut das tägliche Programm aus?

Jakob Pöltl: Aktuell lebe und trainiere ich in Los Angeles, wo ich auf den Draft vorbereitet werde und wo bis Freitag Basketball auf dem Plan steht. Dazu kommen dreimal pro Woche Krafttraining und zweimal Yoga. Die täglichen Einheiten umfassen sechs Stunden, am Samstag gibt es ebenfalls einen Programmpunkt, der Sonntag bleibt frei. Die Intensität hat es schon in sich, aber das ist schließlich auch Sinn und Zweck.

In Österreich haben Sie zwei PR-Leute. Wie schaut’s in den USA aus – haben Sie einen Agenten, der Sie promote­t?

Pöltl: Ich habe in Österreich ein Team, das mich bei der Medienarbeit und in Marketing-Angelegenheiten unterstützt und in den USA einen Agenten der mich auf meinem aktuellen Weg und dann in der NBA betreut. Meine Eltern sind in alle Prozesse eingebunden und halten mir so den Rücken frei. Damit kann ich mich voll und ganz auf das Basketballspielen konzentrieren, das ist mir das Wichtigste.

Familie in Wien, Sie in Amerika – war’s bei aller Eingewöhnung auch wichtig, auf eigenen Beinen zu stehen?

Pöltl: Auf eigenen Beinen zu stehen, gehört zum Erwachsenwerden. Natürlich ist die Distanz zur Familie und zu Österreich nicht immer leicht, aber ich bin super aufgenommen worden, habe mich rasch und gut eingelebt.

Viele glauben, dass Sie die österreichische Antwort auf den deutschen NBA-Star Dirk Nowitzki werden könnten. Ist das ein Ziel?

Pöltl: Nein, solche Ziele habe ich nicht im Hinterkopf, man muss da schon realistisch bleiben. Dirk Nowitzki ist der beste europäische Basketballer aller Zeiten. Dementsprechend kann ich mich mit ihm nicht vergleichen. So was muss man sich verdienen. Um in einem Atemzug mit ihm genannt zu werden, habe ich einen weiten Weg vor mir.

Seit wann haben Sie davon geträumt, einmal in der besten aller Ligen zu spiele­n?

Pöltl: Der Traum, in der NBA zu spielen, war recht bald da, persönliche Ikone hatte ich in diesem Sinn keine. Aber es gibt natürlich ein paar Spieler, die mir sehr imponieren, zum Beispiel Kevin Garnett. Er ist ein Teamplayer, mit großartiger Energie. Ihm merkt man an, dass er für den Sport lebt.

Wann haben Sie drüben gemerkt, dass Sie sich durchsetzen würden? In welchem Spiel kam der Moment, in dem es klick gemacht hat?

Pöltl: Im Prinzip war es ein Prozess, in dem die zweite Saison mit Utah ausschlaggebend war. Ich habe deutlich mehr Verantwortung übernommen, mein Gesamt­paket verbessert und zusätzlich Selbstvertrauen getankt. Damit fühle ich mich bereit für den nächsten Schritt.

Wie schwierig ist das Leben für einen jungen Mann mit 2,13 m Körpergröße?

Pöltl: Klar gibt es da gewisse Herausforderungen, vor allem bei der Bekleidung oder beim Autofahren, aber das ist Raunzen auf hohem Niveau. Meine Größe hat ja durchaus auch Vorteile.

Was sind Ihre größten Stärken, wo sehen Sie noch Potenzial für die Zukunft?

Pöltl: Meine Stärken sind meine gute technische Ausbildung, mein Spielverständnis, die Tatsache, meine Größe gut ausnützen zu können und nicht zuletzt mein Kampfgeist. Potenzial habe ich in der Athletik, ich muss kräftiger werden. Auch mein Spiel von außen muss noch konstanter werden.

Wie oft kommt Sie jemand von der Familie in den USA besuchen – und wie oft kommen Sie noch nach Wien?

Pöltl: In Wien war ich zuletzt im vergangenen August, meine Familie hat mich zu Weihnachten besucht. Im April war noch einmal meine Mutter auf Kurz-Visite in Utah.

Sie werden hoch gehandelt, könnten mit einem Schlag Millionä­r werde­n. Was bedeutet Ihne­n Geld?

Pöltl: Es ist kein Geheimnis, wie viel man in der NBA verdienen kann, aber das war und ist für mich nicht ausschlaggebend. Es ist die Königsklasse, in dieser eine sportliche Rolle zu spielen, ist mein Traum und Ziel. Der Rest beschäftigt mich nicht, auch wenn klar ist, dass das Einkommen ein sehr angenehmer Nebeneffekt ist.

Vermissen Sie die familiäre Atmosphäre in Wien?

Pöltl: Ich denke gerne zurück, habe viele gute Erinnerungen mitgenommen, aber aktuell lebe ich meinen Traum. So gesehen vermisse ich gerade nicht wirklich etwas.

Das Gespräch führte Josef Metzger