Schnelles Geld und Terror für Diebe und Hehler
In James Watkins’ Action-Thriller „Bastille Day“ rettet Idris Elba als CIA-Agent Paris vor Intrigen und Anschlägen aus den eigenen Reihen.
Von Peter Angerer
Innsbruck –In den ersten Trailern zu „Spiderman“ war 2001 die Andeutung einer spektakulären Szene zu sehen. Zwischen den Türmen des World Trade Centers hatte der Superheld ein Spinnennetz geflochten, in dem sich ein Helikopter verfing. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 mussten Trailer und Plakate mit diesem Motiv verschwinden. Seither hat sich das Actionkino verändert, Terror ist ein heikles Thema geworden.
Als James Watkins 2014 den Action-Thriller „Bastille Day“ drehte, galt Paris als sicherer Schauplatz für eine terroristische Fiktion. Nach den Anschlägen vom 7. Jänner 2015 auf die Charlie-Hebdo-Redaktion verwandelte sich diese Fiktion in eine kommerzielle Spekulation – was die Unterhaltungsbranche auch immer betreibt, wenn mit einer Erwartungshaltung gespielt wird. Nach dem islamistischen Massaker vom November 2015 wird aus jedem ökonomischen Kalkül purer Zynismus, aber „Bastille Day“ ist nur ein Film, der zum Starttermin mit dem Ausnahmezustand in Frankreich, der Fußballeuropameisterschaft und den bedrohlichen Begleiterscheinungen korreliert.
Für US-Amerikaner ist im Film Paris noch immer ein Sehnsuchtsort, besonders zum Nationalfeiertag, wenn neben Sehenswürdigkeiten Militärparaden geboten werden. Michael (Richard Madden) erwartet die Touristen mit seinen flinken Fingern. Die erbeuteten Smartphones und Uhren liefert er beim Hehler seines Vertrauens ab, einem Migranten aus dem Maghreb. So kommt er etwa auf einen Tausender, schnelles Geld für leichte Arbeit. James Watkins erweist in der Eröffnungssequenz nicht nur mit dem Namen des Taschendiebs Robert Bressons „Pickpocket“ seine Reverenz, um anschließend den Action-Pfad einzuschlagen. In einer Parallelmontage versucht Zoe (Charlotte Le Bon) in der Zentrale der „Nationalen Partei“ eine Zeitbombe zu deponieren, entscheidet sich angesichts der anrückenden Putzkolonne aber für die Seine als Anschlagsziel. Zuvor landet die Tasche bei Michael, der den Inhalt als wertlos taxiert und entsorgt. Sekunden später gibt es vier Todesopfer. Die Bilder der Überwachungskameras identifizieren Michael als Terroristen, auf den eine Eliteeinheit des Innenministeriums sofort die Jagd eröffnet. Nach einer kleinen Kostprobe seiner Börselzupferkunst kann Michael nur den CIA-Agenten Sean Briar (Idris Elba) von seiner kriminellen Harmlosigkeit überzeugen. Ihnen bleiben ein Tag und eine Nacht, die wahren Terroristen zu finden, denn wenn am Nationalfeiertag an die Erstürmung der Bastille erinnert wird, soll sich Paris im Ausnahmezustand befinden und das ganz große Ding steigen.
Wie der Trickdieb in fremde Taschen greift, inszeniert James Watkins als Freibeuter mit Verfolgungsjagden und Keilereien aus dem Archiv des Actionkinos. Der Hehler, der das nicht unsympathische B-Movie finanziert hat, heißt Amazon. In Frankreich bezeichnet der Titel „Bastille Day“ diskret den Starttermin: 14. Juli.