Objektiv 2016 - Flucht im Fokus
Wien (APA) - Pressefotografie ist hochpolitisch, selten wurde das bei der traditionellen Verleihung des „Objektiv“-Preises so deutlich wie d...
Wien (APA) - Pressefotografie ist hochpolitisch, selten wurde das bei der traditionellen Verleihung des „Objektiv“-Preises so deutlich wie dieses Jahr. Die Themen Flucht und Vertreibung prägten die Bilderwelt der vergangenen Monate - und so auch die Feier am Dienstagabend. Stargast war die kleine Dunja vom Siegerfoto des Jahres: ein ungewöhnliches „Flüchtlingsbild“, das Freude und Lebenslust zeigt.
Ungewöhnlich ist der Preis für das Foto des Mädchens, das in der Sommerhitze 2015 Abkühlung im Wassernebel der Feuerwehr von Feldkirchen an der Donau genießt, auch deswegen, weil kein „Profi“ den Auslöser drückte. Sieger Martin Peneder ist Hobbyfotograf und war als freiwilliger Feuerwehrmann vor Ort.
Somit „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, wie „News“-Chefredakteurin Eva Weissenberger für die Jury erklärte. Peneder „hatte den Blick fürs Wesentliche“, und er habe „das wichtigste politische Thema des vergangenen Jahres“ auf ganz eigene Weise festgehalten. „Es geht in der Flüchtlingskrise eben nicht nur um Leben und Tod“ - es gebe auch Bilder von Menschen und Kindern, „die sich an den Dingen freuen wie alle anderen auch“, so Weissenberger. Sie riet dem jungen Hobbyfotografen auch, den Schritt ins Profitum zu überlegen: „Wir brauchen Talente wie Sie.“
Zur Preisverleihung geladen war auch Dunja selbst, wenn freilich der Trubel um ihre Person ein wenig überwältigend war für die Taferlklasslerin. Mittlerweile hat die ganze Familie ihre neue Heimat in Österreich gefunden. Erst vergangene Woche erhielten sie den positiven Asylbescheid.
Das Foto von Dunja („Flüchtlingsmädchen im Blumenkleid“) war via Facebook und Co. um die Welt gegangen und half indirekt auch mit beim Entstehen des Diskurses über Hasspostings. Denn ein oberösterreichischer Lehrling verlor nach einem hasserfüllten Posting („Flammenwerfer“) seine Stelle, ein Verfahren gegen ihn wurde eröffnet, dann eingestellt.
Auch die Fotoserie des Jahres zeigte die vielen Facetten des Asyl-Themas. Christian Bruna dokumentierte mit „Auf der Flucht“ den Weg der Flüchtenden über die Grenze bei Slowenien und Ungarn. Und zwar „ohne zu skandalisieren, ohne diese Menschen auszustellen“, wie Petra Bernhardt im Namen der Jury lobte.
Denn der Berufsstand der Pressefotografen sei im Zuge der Flüchtlingskrise vor große Herausforderungen gestellt worden. „Vorwürfe der Manipulation, der Stimmungsmache“ seien allerorten erhoben worden. Wie übrigens auch im Fall des - ebenfalls nominierten - Fotos von „Kurier“-Fotografen Christandl von einer FPÖ-Demonstration vor dem Erdberger Flüchtlings-Quartier.
An Flucht, Vertreibung und Verfolgung erinnerten indes auch andere preisgekrönte Arbeiten. So gewann in der Kategorie Chronik Volker Weihbold von den „Oberösterreichischen Nachrichten“ für ein Bild von einem Treffen der letzten Überlebenden und Befreier des Konzentrationslagers Mauthausen.
Und Robert Newald („Der Standard“) setzte sich in der Kategorie „Kultur“ mit einem Porträt der Fotografin Lisl Steiner durch. Er erinnerte in seinen Dankesworten an die „Präsenz von Flucht und Vertreibung“: „Letztendlich ist auch Lisl Steiner ein Flüchtling. An das sollte man gerade in diesen Tagen immer wieder denken“, mahnte er.
„Objektiv“, der österreichische Preis für Pressefotografie wurde heuer zum 11. Mal vergeben. Er wird von der APA - Austria Presse Agentur ausgelobt und wurde 2016 erstmals gemeinsam mit der Bundesinnung der Berufsfotografen und APA-PictureDesk gesponsert.
~ WEB http://www.apa.at. ~ APA590 2016-06-21/20:45