Andrea Eckert als Hoffnung und Prinzipalin der Raimundspiele

Gutenstein (APA) - Andrea Eckert ist die Hoffnung. In Gutenstein und vielleicht auch für Gutenstein. Die prominente Schauspielerin leitet he...

Gutenstein (APA) - Andrea Eckert ist die Hoffnung. In Gutenstein und vielleicht auch für Gutenstein. Die prominente Schauspielerin leitet heuer zum ersten Mal die Raimundspiele, eröffnet am 21. Juli mit „Der Diamant des Geisterkönigs“ und spielt in der Inszenierung von Cornelia Rainer die Figur der Hoffnung. „Eine kleine Rolle, aber nomen est omen“, meint sie und verweist auf eine große Vorgängerin: Paula Wessely.

Dass die in Baden bei Wien geborene Schauspielerin und Dokumentarfilmerin ausgerechnet in der kleinen niederösterreichischen Marktgemeinde bei Wiener Neustadt ihre erste Intendanz angetreten hat, hat mehrere Gründe. Zum einen brauchen die Raimundspiele, die zuletzt aus dem Programm des Theaterfests Niederösterreich gefallen waren, wieder ein Zugpferd und ein attraktives Konzept. Beides scheint für Eckert zu sprechen. Umgekehrt war sie vom mittlerweile verstorbenen Maler Hubert Aratym und Raimund-Verehrer André Heller für Gutenstein und den am dortigen Bergfriedhof begrabenen Vertreter des Alt-Wiener Volkstheaters (1790-1836) begeistert worden.

Da traf es sich, dass sich Eckert im Piestingtal sehr willkommen fühlt. „Bürgermeister Michael Kreuzer gehört keiner Partei an und hat als erste Tat 80 Flüchtlinge nach Gutenstein geholt. Das finde ich großartig und mutig - abgesehen von seinem Enthusiasmus für die Festspiele. Er ist der kaufmännische Direktor, wir sind ein Team. Er steht voll und ganz hinter und zu uns und will den Künstlern den Aufenthalt in Gutenstein so schön als möglich machen. Diese Atmosphäre des Wohlwollens und der Freundlichkeit, dieses Klima ist mir wichtig. Ich schätze Klarheit und bewege mich schlecht auf doppelten Böden“, betont Eckert im Gespräch mit der APA.

Kämpferisch ist Eckert, die 2002 als Moderatorin beim Nestroy-Preis mit politischen Aussagen gemeinsam mit André Heller für einen Mini-Skandal sorgte, wie eh und je. „Politisch bin ich pessimistisch. Die SPÖ hat mit Kern eine neue Chance. Trotzdem frage ich mich, wo sich dieses Land hinbewegt. Die Art und Weise, wie das Flüchtlingsthema und die Unzufriedenheit mit der EU von der FPÖ skrupellos benutzt wird, um erfolgreich auf Wählerfang zu gehen, bestürzt mich.“

Ihr nächster Dokumentarfilm, für den sie um Förderungen eingereicht hat, „wird sich mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen beschäftigen, die in einer kleinen Gemeinde in Niederösterreich einquartiert sind. Was ist ihre Geschichte? Wie begegnet ihnen die Bevölkerung, glückt eine Annäherung mit den Menschen vor Ort, eine wirkliche Integration? Mit diesen Fragen werde ich mich auseinandersetzen und das Projekt über einen längeren Zeitraum begleiten.“

Diesen Sommer wird Eckert jedoch vor allem in Gutenstein verbringen. „Es war die Bitte der Gemeinde an mich, persönlich während der Zeit immer wieder präsent zu sein. Ich kenne mich und weiß, dass ich ohnehin keine ruhige Minute während der Vorstellungen hätte. Ich muss immer wissen, was läuft. Bevor ich also die ganze Zeit am Telefon hänge, bin ich lieber vor Ort und spiele mit. Darüber hinaus gehört es zu meinem Selbstverständnis dieser Aufgabe, als Gastgeberin für die Menschen da zu sein, auch gerne als Gesprächspartnerin für einen Meinungsaustausch über die Aufführung.“

Für die Inszenierung hat sie die junge Lienzer Regisseurin Cornelia Rainer engagiert, deren bei den Salzburger Festspielen 2012 herausgebrachter „Lenz“ heuer zum Festival von Avignon eingeladen wurde. Doch Eckerts Konzept sieht ein ganzheitliches Festivalerlebnis vor, das mit der Bemalung des Theaterzelts durch den Maler Edgar Tezak und Lichtskulpturen im Schlosspark speziellen Zauber bieten und mit Picknickkörben und Decken vor oder nach der Vorstellung einen Hauch von Glyndebourne-Atmosphäre auf die Wiesen bringen will. „Ich möchte ein bisschen etwas Anderes anbieten als die uns umgebenden Sommerspiele.“

Selber auch die Regie zu übernehmen, stand für die Prinzipalin nicht zur Diskussion. „Ich würde gerne irgendwann einmal inszenieren, aber nicht sofort Raimund, der ein schwieriger Autor ist mit personenreichen, hoch komplizierten Stücken. Nein, das wäre keine gute Idee - schon gar nicht im ersten Jahr meiner Intendanz. Ich war froh, das gesamte künstlerische Team zeitgerecht aufgestellt zu haben, dabei hatte ich ohnehin sehr viel Glück. Und jetzt kümmere ich mich halt um alles, und das wird so sein bis zur letzten Vorstellung dieses Jahres am 15. August“, sagt Eckert, die im Herbst mit ihren Chanson-Abenden in Tel Aviv und Zürich gastieren wird und sich im übrigen an Gutenstein vorerst nur für ein Jahr gebunden hat. „Prinzipiell bin ich ja ein Bindungsflüchtling. Aber wenn das Ergebnis zu unser aller Zufriedenheit ausgeht, was ich innig hoffe, dann stehe ich mit Freude weiter zur Verfügung.“

(S E R V I C E - Ferdinand Raimund: „Der Diamant des Geisterkönigs“, Raimundspiele Gutenstein, Premiere: 21.7., 19.30 Uhr, Vorstellungen bis 15.8., Karten: 02634/72700, www.raimundspiele.at; www.andrea-eckert.com; www.corneliarainer.com)