Gauck erinnert an Opfer der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg
Berlin/Moskau (APA/dpa) - Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck hat zum 75. Jahrestag des Überfalls Hitler-Deutschlands auf die Sowjetu...
Berlin/Moskau (APA/dpa) - Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck hat zum 75. Jahrestag des Überfalls Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion („Unternehmen Barbarossa“) an die Leiden sowjetischer Soldaten und Zivilisten erinnert. „Kein Land hat im Zweiten Weltkrieg so große Opfer gebracht wie die Sowjetunion: Fast 27 Millionen Menschen verloren ihr Leben“, betonte Gauck in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung.
„Wir blicken zurück auf die barbarische Politik des nationalsozialistischen Deutschland, die von Rassenwahn und Herrenmenschentum geleitet war“, sagte Gauck. Er erinnerte auch an die sowjetischen Kriegsgefangenen in Deutschland, deren grauenhaftes Schicksal bis heute noch weitgehend unbeachtet geblieben sei.
Beim Vormarsch der Roten Armee und später im sowjetischen Machtbereich sei neues Unrecht begangen worden, betonte Gauck. „Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Völker der Sowjetunion einen großen, unersetzlichen und unvergesslichen Anteil am Sieg über den Nationalsozialismus hatten“, sagte er. „Der Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion mahnt uns, die Bedeutung des Friedens erneut ins Bewusstsein zu rufen: Frieden ist nicht selbstverständlich.“
Am späten Mittwochnachmittag erinnert der Deutsche Bundestag mit einer Debatte an den Jahrestag. In der deutschen Öffentlichkeit war kritisiert worden, dass es keine offizielle Gedenkfeier der deutschen Regierung oder des Parlaments gebe.
Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier plädierte anlässlich des Jahrestags für eine gemeinsame Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg. In einem Artikel für Zeitungen in Russland, Weißrussland und der Ukraine schrieb er am Mittwoch: „Das Wachhalten der Erinnerungen an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs und an die deutsche Schuld war, ist und bleibt eine unverzichtbare, zwingende Voraussetzung für die Aussöhnung zwischen unseren Ländern.“
Nur gemeinsam könne man „eine nachhaltige und stabile Friedensordnung in Europa erhalten“, schrieb Steinmeier. Derzeit drohten neue Trennlinien. „Die völkerrechtswidrige einseitige Veränderung von Grenzen und die Nichtachtung der territorialen Integrität von Nachbarstaaten - all das führt uns in überwunden geglaubte Zeiten zurück, die sich niemand wünschen kann.“ Die Worte bezogen sich auf die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland und auf die Militärhilfe für prorussische Separatisten in der Ostukraine.
„Frieden in Europa ist keine Selbstverständlichkeit - auch heute nicht! Er wird nur bleiben, wenn wir dafür arbeiten - Tag für Tag!“, erklärte der deutsche Außenminister. Sein Beitrag erschien in Russland in der Zeitung „Kommersant“, in der Ukraine in „Serkalo Nedeli“ und in Weißrussland in „Sowjetskaja Belarus“.