Liebesg‘schichten

Elizabeth T. Spira: Das Glück ist ein Engerl

"Ich bin nicht wichtig" heißt das ORF-Porträt über Elizabeth T. Spira, das am 4. Juli ausgestrahlt wird und die Dokumentarfilmerin unter die Lupe nimmt
© ORF

Liebesg’schichten und Heiratssachen: Die etwas andere ORF-Partnerbörse der passionierten Geschichtensammlerin Elizabeth T. Spira startet am 4. Juli in ihre 20. Saison.

Von Bernadette Lietzow

Wien –„Ich habe meine Männer im Kaffeehaus kennen gelernt“, bekennt die 1942 geborene Elizabeth T. Spira, seit geraumer Zeit glücklich an der Seite des ehemaligen Burg- und Filmschauspielers Hermann Schmid. In Richtung der jüngeren Generation meint sie schmunzelnd, dass diese aufgrund der intensiven Verwendung neuer Medien darauf vergessen hätte, gemütlich beim Kaffee auf Partnersuche zu gehen.

Seit 1997 unterstützt die mehrfach ausgezeichnete Journalistin im oft kopierten und nie erreichten Sendeformat „Liebesg’schichten und Heiratssachen“ einsame Herzen auf der Suche nach dem neuen Glück. Nun steht die Ausstrahlung der neuen, sage und schreibe 20. Staffel bevor: Grund genug für den ORF, seine „Quotenqueen“ mit dem britisch-königlichen Vornamen Elizabeth, eine Referenz der Eltern Spira an das Großbritannien, das den jüdischen Wienern Zuflucht geboten hatte, würdig zu feiern. Zu Gespräch und Präsentation geladen wurde in das „Schutzhaus Zukunft“ inmitten des gleichnamigen Kleingartenvereins im 15. Wiener Bezirk und damit an einen Ort, der Schauplatz sein könnte von Spiras nicht minder berühmten „Alltagsgeschichten“, von denen einige ab 17. Juli in ORF 2 wiederholt werden. Umrahmt wird der sommerliche neue Liebesg’schichten-Reigen von der schon traditionellen Bilanz der vergangenen Folge, in der die Glückssuchenden von Freud und Leid ihres medialen Abenteuers berichten. Zum Abschluss blicken Jenny Rezny und Tanja Lesowsky am 3. Oktober in der Dokumentation „Liebesg’schichten und Heiratssachen – Das Geheimnis des Erfolges“ hinter die Kulissen des Sendungs-Phänomens, das Zweisamkeit der letzten, von der Veränderung klassischer Rollenbilder und Beziehungskonstellationen gekennzeichneten 20 Jahre abbildet.

Draufgänger, Zauderer, begnadete Selbstdarsteller und nobel Zurückhaltende, allemal Frauen und Männer, die den Mut haben, Intimes von sich preiszugeben, bilden auch in den neuen Folgen die Kandidatenschar. Darunter Leopold, mit seinen 92 Jahren der bisher älteste Anwärter auf einen zärtlichen Neubeginn. Der beeindruckend rüstige Wiener überraschte die Filmemacherin anlässlich der Präsentation mit einem heiter-frivolen, sehr verschmitzt vorgetragenen Gedicht um die Freuden eines stolzen Hahns. Die Mittdreißigerin Christl aus Niederösterreich, Gast der vierten Folge, ist dem Charme Peter Alexanders verfallen und auf der Suche nach dessen Inkarnation. Büchsenmacher Robert traut aus leidvoller Erfahrung keinen Frauen in den Wechseljahren, was Spira in ihrer unvergleichlich trockenen Art, in Anspielung auf den Partnerwechsel, zur Bemerkung veranlasst, dass diese „Problemjahre“ nicht ohne Grund zu ihrem Namen kamen. Der parallel zur großen Beliebtheit geäußerten Kritik der Zurschaustellung von Menschen begegnet der pensionierte Welser Friseur Kurt, mit unglaublichen 900 Zusendungen der beliebteste Teilnehmer des letzten Jahres, im kurzen Vieraugengespräch, in dem er vom großen Respekt Elizabeth T. Spiras vor dem Menschen hinter den Geschichten erzählt.

Den Menschen hinter der Sendung beleuchtet die ebenfalls am 4. Juli laufende Dokumentation „Ich bin nicht wichtig – Elizabeth T. Spira im Porträt“. Robert Neumüller nähert sich darin dem wechselvollen und geschichtenreichen Leben der Dokumentarfilmerin im Dienst der Erkundung des Österreichischen in allen seinen Facetten. Und weil Spira noch gerne wissen möchte, was „Heimat“ ist, bastelt die Unermüdliche an einem neuen Sendungskonzept und wird, so hofft sie, bald „Heimatgeschichten“ erzählen können. Langeweile kommt also keine auf.