Arbeit in einem Meer aus Flammen
Rund 25 Gruppen werden am Samstag mit rund 10.000 Feuerstellen die Bergfeuer rund um den Ehrwalder Talkessel entzünden. Das UNESCO-Kulturerbe ist auch Teil der Servus-TV-Doku „Heimatleuchten spezial“.
Lermoos, Ehrwald, Biberwier –Sobald am Samstag die Dämmerung hereinbricht, beginnt rund um den Talkessel Ehrwald ein ganz besonderes Spektakel. Feuermotive erleuchten die Flanken und Gipfel von Zugspitze, Grubigstein, Sonnenspitze und Co.
Mit den Sonnwendfeuern – die vergangenes Wochenende wegen Schlechtwetters verschoben werden mussten – werden traditionell der längste Tag und die kürzeste Nacht des Jahres gefeiert. Der Brauch geht auf das 14. Jahrhundert zurück. Seither werden in der Johannisnacht Feuer auf den Bergen entzündet, um Dämonen und böse Geister zu vertreiben. Diese dürften angesichts der Vielzahl der Feuer in der Zugspitz Arena längst keine Chance mehr haben.
Rund 25 Bergfeuergruppen aus der Region werden die Tradition auch heuer hochhalten. Dafür werden rund 10.000 Feuerstellen auf den Felsen platziert. Und die Bergfeuergruppen wagen sich jedes Jahr an neue Dimensionen: Einst waren es einfache Kreuze, mittlerweile sind es brennende Kunstwerke, die die Tiroler Zugspitz Arena erhellen. Die Symbole – von christlichen Zeichen wie Jesus-Bildern über Tiermotive wie Gämse und Adler bis hin zu Filmfiguren – werden bis zuletzt streng geheim gehalten und ziehen sich bis zu 200 Meter in die Länge. Die Positionen der einzelnen Feuerstellen müssen genau berechnet und in der Hangneigung entsprechend verzerrt werden, damit die Perspektive für die Besucher im Tal stimmt. Pro Motiv werden bis zu 700 Säcke – mit Raps- und Sägemehl gefüllt – am Berg „verlegt“.
Kurz vor Einbruch der Dämmerung stehen alle Bergfeurer in Position, um die Feuerstellen in der richtigen Reihenfolge zu entzünden. Vom Moos aus bietet sich den Zuschauern dann wieder ein spektakulärer 360-Grad-Panoramablick.
2010 wurden die Bergfeuer in der Tiroler Zugspitz Arena offiziell „geadelt“ und zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe ernannt. Mehr als 70 solcher überlieferter Traditionen und Brauchtümer gibt es in Österreich. Einigen von ihnen – darunter die Bergfeuer in Ehrwald und der Schafviehtrieb von Südtirol ins hintere Ötztal – sind Teil der Servus-TV-Dokumentation „Heimatleuchten Spezial – Das Feuer weitergeben“, die morgen Freitag, 24. Juni, um 20.15 Uhr erstmals ausgestrahlt wird.
Wer will, kann sich also morgen bereits via Bildschirm auf das feurige Schauspiel am Samstagabend einstimmen. (TT, fasi)