Grüne wollen billigere Wohnungen
Gemeinderätin Kieberl (Grüne) kann sich Fünf-Euro-Wohnen nach Schwazer Vorbild auch für die Stadt Lienz vorstellen.
Von Catharina Oblasser
Lienz –Kleine Mietwohnungen in dichter Bauweise, mit weniger Autostellplätzen als üblich und ohne Keller: Das sind die Eckpfeiler des neuen Modells „5-Euro-Wohnen“, welches das Land propagiert. In Schwaz ist es schon verwirklicht, schildern die Grün-Politiker Hermann Weratschnig, Landtagsvizepräsident, und Gerlinde Kieberl, Gemeinderätin in Lienz, bei einem Pressegespräch. Der springende Punkt dabei ist, dass die Miete inklusive Nebenkosten fünf Euro pro Quadratmeter nicht übersteigt. „Dieses Modell eignet sich für einkommensschwache Personen“, erklärt Weratschnig. In Schwaz, der Heimatstadt des Politikers, werden auf diese Weise 18 Wohnungen, verteilt über vier Stockwerke, auf einer Fläche von nur 1500 Quadratmetern errichtet, 2017 soll alles fertig sein.
„Der Bau wird von der Genossenschaft ,Neue Heimat Tirol‘ auf Gemeindegrund errichtet. Die Stadt Schwaz hat das Grundstück über einen Baurechtsvertrag vergeben und verlangt 7000 Euro Zins pro Jahr“, beschreibt Weratschnig. Die sehr dichte Bebauung und der Verzicht auf einen Teil der Autoabstellplätze machten dieses billige Modell möglich.
Mit dieser Idee kann sich auch die Lienzer Gemeinderätin Gerlinde Kieberl (Grüne) anfreunden. „Vom Wohnungsausschuss weiß ich, dass bis zu 300 Personen gleichzeitig um eine billige Wohnung ansuchen. Das Fünf-Euro-Modell ist eine gute Idee“, sagt sie. „Herkömmlicher Wohnbau ist für viele zu teuer.“ Auf jeden Fall sei eine Verdichtung im städtischen Bereich besser, als Freiland am Stadtrand umzuwidmen, damit dort Einfamilienhäuser gebaut werden können – so wie das im Bereich Mienekugel der Fall ist.
Was Kieberl besonders betont: Ein Teil aller neu entstehenden Wohnungen müsse barrierefrei und seniorengerecht sein. „Dann können alte, gebrechliche Menschen länger in den eigenen vier Wänden bleiben, weil dort eine Betreuung möglich ist.“ Das helfe sparen, bekräftigt Weratschnig, denn die betagten Personen müssen dann nicht gleich in ein Pflegeheim. „Und dort kostet ein Platz immerhin 4000 Euro pro Monat.“ Das Fünf-Euro-Modell sieht auch vor, dass 15 Prozent der entstehenden Wohnungen vom Land vergeben werden können. „Das sorgt für eine Durchmischung, ich denke da zum Beispiel an Menschen auf der Flucht“, erklärt der Grün-Politiker.
Je nach Standort und den dort üblichen Immobilienpreisen könnten die fünf Euro sogar unterschritten werden, meint Weratschnig. Wohnen sei in Osttirol ja im Allgemeinen billiger als in Nordtirol. Dem widerspricht jedoch Kieberl: „Dafür, dass der Bezirk Lienz am unteren Ende der Einkommensskala liegt, ist Wohnen sogar sehr teuer, vor allem in der Stadt.“
In Osttirol soll die Bevölkerung bis 2030 zwar zurückgehen, die Zahl der Haushalte jedoch steigen. Diese werden nur kleiner.