Gesundheit

Sanfte Hilfe für Schreibabys

© Getty Images/iStockphoto

Es gibt viele Gründe, warum ein Baby übermäßig weint. Osteopath Andreas Egger erklärt, wie kleinste Bewegungen zur Entspannung des Babys beitragen.

Von Sabine Strobl

Innsbruck –Weinen ist eine Ausdrucksmöglichkeit des Babys. Es zeigt sein momentanes Empfinden. Es will gefüttert oder gewickelt werden, es hat zu warm oder zu kalt, ein Käppchen ist unangenehm auf der Haut oder es braucht körperliche Nähe. Weinen baut auch Stress ab, vor allem nach einem Tag voller Ereignissen. Schreit das Baby weiter, wenn all seine Bedürfnisse abgedeckt sind, können sich Eltern trotz aller Ratschläge hilflos fühlen, weiß der in Wattens tätige Physiotherapeut und Osteopath Andreas Egger. „Die große Kunst ist es, die Gründe herauszufiltern, die hinter dem Weinen stecken. Es ist fast ein gesellschaftliches Tabu zu sagen, dass das eigene Kind übermäßig weint.“

Zuerst klärt ein Kinderarzt ab, ob eine Erkrankung dahintersteckt. Wenn nicht, wird heute neben Hebammen und den Psychologen der Emotionalen Ersten Hilfe (EEH) die Osteopathie gerne als Hilfe in Anspruch genommen. Oft kommen Eltern schon mit zwei Wochen alten Säuglingen in die Therapie. In manchen Krankenhäusern wird Osteopathie auch bei Frühchen angeboten.

Nicht jede Frau kann sich über eine Bilderbuchgeburt freuen. Eine schwierige Geburt, bei der auf verschiedenste Weise geholfen werden muss, kann für Mutter und Kind sehr belastend sein.

Es gibt zahlreiche Gründe, warum Eltern mit dem Kind zum Therapeuten überwiesen werden: Schädelasymmetrien, Bewegungseinschränkungen, wie zum Beispiel bei der Drehung des Kopfes, Überstreckungstendenzen, aber auch die berüchtigten Dreimonatskoliken. Oft reagieren Kinder überempfindlich auf einen Lagerungswechsel oder haben einen ausgeprägten Schreckreflex. „Die Probleme können im Schädel, der Wirbelsäule, im Rumpf, aber auch bei Händen und Beinen auftreten“, fasst Egger zusammen. Die Begleitumstände der Geburt fließen in die Therapie mit ein. Fühlt sich das Baby während des Kontakts mit dem Therapeuten wohl, beginnt die Untersuchung am ganzen Körper, ein Blick gehört auch den spontanen Bewegungen des Babys. Das betroffene angespannte Gewebe wird dann punktuell mit sanften Techniken und leichten Impulsen behandelt. „Entspannung bewirken heißt auch, dass es lokal zu einer besseren Durchblutung kommt, was wiederum den Stoffwechsel und die Heilung anregt.“ Ein wesentlicher Punkt ist, dass nicht „zurechtgerückt wird“, sondern der Heilungsprozess unterstützt wird.

Mit der Entspannung geht auch Wohlbefinden einher. Wie der Osteopath beobachtet, werden viele Kinder rasch ruhiger. „Als Therapeut sollte man versuchen, für die Eltern auch eine Art Übersetzer zu sein. Oft sind für die Probleme der Kinder nicht einfach zuordenbar“, erklärt Egger. Mit den Eltern schaut man sich an, ob generell eine Entschleunigung zur Stressreduktion erforderlich ist. Das kann auch langsames Ankleiden oder Wickeln sein. Eltern bekommen den einen oder anderen Behandlungstipp mit, wie sie selbst die betroffenen Stellen entspannen können. Eine Therapie beim Kinderosteopathen kann wenige Besuche umfassen, aber auch durch das erste Lebensjahr begleiten.