Pressestimmen zu bevorstehendem EU-Referendum in Großbritannien
Paris/London (APA/AFP) - „The Independent“ (London):...
Paris/London (APA/AFP) - „The Independent“ (London):
„Natürlich müssen wir auf die Sorgen von Millionen Menschen eingehen, die Veränderung als Verlust interpretieren und erleben, wie ihre Wohngegend durch den Zustrom von Ausländern zerbricht. Es ist auch absolut richtig, dass das gescheiterte Mantra des Multikulturalismus zur Entstehung von Ghettos geführt hat, in denen einige ethnische Minderheiten ein völlig separates Leben führen - manchmal gar abscheulicherweise mit dem Versuch, eine eigene Gerichtsbarkeit durchzusetzen. Auch die Tatsache, dass Zuwanderung gut für unsere Wirtschaft ist - Produktivität, Innovationskraft und die Flexibilität des Arbeitsmarktes werden erhöht -, kann nicht die Sorge vor dem Verlust von Identität verdrängen. (...) Ja, wir sollten die Kontrolle übernehmen. Das bedeutet aber, dass wir die wahren, langfristigen Ursachen der Ängste und Sorgen der Menschen dieser großen und offenen Nation angehen müssen und nicht so tun dürfen, als ob ein Austritt aus der EU dazu führt, dass die Löhne steigen, die Sonne scheint und England die Fußball-Europameisterschaft gewinnt - alles nur, weil ‚Johnny Foreigner‘ draußen bleibt. So funktioniert die Welt nicht.“
„Le Monde“ (Paris):
„Es läuft schlecht in der Europäischen Union. Die Staats- und Regierungschefs der 28 Mitgliedstaaten haben im Umgang mit der Eurokrise und der Flüchtlingskrise Gipfel der Inkompetenz und der Feigheit erreicht. Daher die derzeitige Unbeliebtheit des europäischen Projekts in den Staaten der EU. Diese Fehler müssen aber im Lichte dessen betrachtet werden, was mühsam erreicht wurde - der wirtschaftliche Aufschwung, beispiellose Sozialausgaben, ein Mechanismus zur friedlichen Regelung interner Konflikte. Das alles steht auf dem Spiel und darf nicht aufgegeben werden.“
„Svenska Dagbladet“ (Stockholm):
„Kratzt man an der Oberfläche, sieht man, dass beide Kampagnen, genau wie eine klare Mehrheit in der Bevölkerung, im Großen und Ganzen dasselbe wollen. Sie wollen weiter mit dem übrigen Europa zusammenarbeiten, aber mit mehr Recht auf Selbstbestimmung. So geben denn auch beide Kampagnen an, für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit weniger Anweisungen aus Brüssel zu stehen.“