Brexit - Viele deutsche Industrieunternehmen fürchten sich
München (APA/AFP/Reuters) - Bei einem Ausscheiden Großbritanniens aus der EU fürchtet einer Umfrage zufolge mehr als ein Drittel der deutsch...
München (APA/AFP/Reuters) - Bei einem Ausscheiden Großbritanniens aus der EU fürchtet einer Umfrage zufolge mehr als ein Drittel der deutschen Industriefirmen negative Auswirkungen auf ihr Geschäft. Diese Sorge haben 38 Prozent der befragten Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch mitteilte.
Keine Auswirkungen erwarten demnach knapp 61 Prozent der Firmen, positive Folgen lediglich ein Prozent. Mit Sorge blicken vor allem Großunternehmen auf die Abstimmung über einen Brexit. Von den Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten rechnen 53 Prozent mit negativen Auswirkungen, wenn Großbritannien die EU verlassen sollte. Bei den im Exportgeschäft tätigen Unternehmen liegt der Anteil bei 41 Prozent.
Negative Folgen fürchten außerdem besonders viele Unternehmen der Elektroindustrie (52 Prozent), in der Automobilherstellung (49 Prozent), in der Metallbranche (45 Prozent) und im Maschinenbau (43 Prozent). Deutlich weniger betroffen fühlen sich die Firmen in den Branchen Nahrungsmittel, Getränke und Tabak (28 Prozent) sowie Textilien, Bekleidung und Leder (21 Prozent).
Das Ifo-Institut hatte vom 6. bis 21. Juni 1.478 Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes zu den Auswirkungen eines Brexit befragt. Die Briten stimmen am Donnerstag über den Verbleib ihres Landes in der EU ab.
In den vergangenen Wochen haben viele Spitzenvertreter aus der deutschen Politik und Wirtschaft vor einem Brexit gewarnt. Dieser würde ihren Worten zufolge einen Rückschlag für die Industrie in Großbritannien und Europa bedeuten.
Aus Sicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) könnte ein britischer EU-Austritt Deutschland nächstes Jahr rund ein Drittel des zuletzt erwarten Wachstums kosten. Der DIW-Konjunkturexperte Ferdinand Fichtner veranschlagte am Mittwoch den Dämpfungseffekt eines Brexit auf rund 0,5 Prozentpunkte der deutschen Wirtschaftsleistung. „Statt 1,4 Prozent würde die deutsche Wirtschaft nächstes Jahr nur noch um rund ein Prozent wachsen“, folgerte er daraus mit Blick auf die letzten DIW-Konjunkturprognosen.
Insgesamt veranschlagte er den Anteil der deutschen Exporte nach Großbritannien auf rund acht Prozent des Gesamtvolumens - Waren- und Dienstleistungsausfuhren zusammen betrachtet. Im Fokus wären der deutsche Fahrzeugbau, die Pharmabranche und der Maschinenbau. Insgesamt würde ein britisches Ausscheiden aus der EU die deutschen Exporte im nächsten Jahr um einen Prozentpunkt drücken, nämlich statt 3,5 Prozent auf 2,5 Prozent Zuwachs.