Ex-Abgeordnete soll mehr Frauen zum Heer bringen
Irmtraut Karlsson wird Verteidigungsminister Doskozil helfen, den mageren Frauenanteil von 2,6 Prozent beim Bundesheer zu heben.
Von Wolfgang Sablatnig
Wien –Neun Soldatinnen machten am 1. April 1998 in der Steiermark den Anfang. Der große Erfolg blieb der Idee „Frauen beim Bundesheer“ bisher aber versagt. Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) hat nun die frühere SPÖ-Abgeordnete Irmtraut Karlsson um Vorschläge gebeten, wie das Militär mehr Frauen begeistern kann. Doskozils Ziel: Mittelfristig soll es beim Heer zehn Prozent statt bisher 2,6 Prozent Frauen geben. Bis zum Ende der Legislaturperiode 2018 soll eine Erhöhung zumindest spürbar sein.
Die Zahlen sprechen für sich. Am 1. Juni waren von rund 15.000 Soldaten gerade einmal 389 Frauen. 54 dienen in Kaderpräsenzeinheiten, die rasch für Einsätze zur Verfügung stehen. 64 haben als Frau Leutnant oder mehr einen Offiziersrang erreicht, 145 sind Unteroffiziere. Unter dem Strich ergibt das die 2,6 Prozent. Deutlich höher ist der Frauenanteil mit fast 30 Prozent bei den mehr als 8000 zivilen Angestellten des Bundesheeres und des Verteidigungsministeriums.
Karlsson soll im Herbst einen ersten Bericht vorlegen. Sie hatte 1993 bis 1999 ein Mandat im Nationalrat, zuvor mehrere Jahre im Bundesrat. Karlsson war außerdem mehr als zehn Jahre Bundesfrauensekretärin der SPÖ.
Ihren Job beim Bundesheer wolle sie mit einer Bestandsaufnahme bei anderen Armeen beginnen, die einen höheren Frauenanteil haben als das Bundesheer, lässt die frühere Abgeordnete ausrichten. Dass Frauen beim Militär einen Platz haben, steht für sie außer Frage. Ihr Ziel sei immer gewesen, Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft einen Platz zu erobern. Dies gelte umso mehr, als sich das Bundesheer in Richtung Konfliktregelung, Friedenssicherung und Schutz der Zivilbevölkerung entwickle.
Eine Hürde für Frauen hat Doskozil bereits gesenkt – und damit auch Männern den Einstieg beim Bundesheer erleichtert: Mussten Berufssoldatinnen und -soldaten bisher schon beim Eintritt in die Armee ihre körperliche Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen, haben sie jetzt dafür sechs Monate Zeit.
Schon bisher galten für Frauen niedrigere Limits. Sie müssen neun Liegestütz schaffen – Männer brauchen 17. Einen 2400-Meter-Lauf müssen Frauen in 13.30 Minuten absolvieren, Männer in 12.30 Minuten. Gefragt sind weiters Klimmzüge „im Schräghang“ (Frauen 7, Männer 12), Standhochsprung und eine Prüfung im Schwimmen: Sprung ins Wasser aus einem Meter Höhe, 15 Minuten Schwimmen in erkennbarem Brust- oder Kraulstil. Änderungen bei den Limits sind nicht ausgeschlossen, heißt es beim Bundesheer.
Doskozil folgt bei der Zusammenarbeit mit Karlsson dem Weg, den er bei der Wiederbelebung der Militärmusik gegangen ist. Dort hatte er sich den früheren Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg als Berater geholt.