Natur

Klimawandel als Gefahr für die Tiroler Bergwälder

Eine dicke Humusschicht ? wie hier im Naturpark Karwendel ? ist die Basis für einen gesunden Wald.
© Naturpark Karwendel/Straubinger

Experten warnen: Wetterphänomene wie Trockenheit und Starkregen lassen die wichtige Humusschicht in den Alpen massiv schwinden.

Innsbruck –Als „beste Versicherung gegen Naturgefahren“ bezeichnen Forstreferent LHStv. Josef Geisler und Landesforstdirektor Josef Fuchs den Tiroler Wald. Von Einheimischen und Gästen gleichermaßen geschätzt und genutzt, bringe er jährlich außerdem rund 150 Millionen Euro Wertschöpfung. Unbestritten ist auch die Schutzfunktion des Waldes. So würden technische Maßnahmen keine Alternative zur Erhaltung und Sanierung der Schutzwälder darstellen. Alleine im vergangenen Jahr wurden in Tirol zwei Millionen junge Bäume im Tiroler Wald gepflanzt, für heuer stehen im Rahmen des EU-Programms ländliche Entwicklung 4,3 Millionen Euro für Verjüngungsmaßnahmen im Schutzwaldbereich zur Verfügung.

Eine aktuelle Studie der Technischen Universität München (TUM) warnt nun jedoch eindringlich vor den Auswirkunges des Klimawandels auf die Wälder. „Wenn Wetterphänomene wie Trockenheit oder Starkregen weiter zunehmen, sind die Wälder der Alpen in Gefahr“, formuliert es Jörg Prietzel vom Lehrstuhl für Bodenkunde der TUM. Er und seine Kollegen haben in den Bayerischen Alpen anhand von 35 Gebirgswäldern und Almwiesen einen signifikanten Humusverlust innerhalb von drei Jahrzehnten nachgewiesen. Demnach hat sich in diesem Zeitraum der Humusvorrat der Waldböden um durchschnittlich 14 Prozent verringert. Am stärksten fiel der Humusverlust in Böden aus Kalk- oder Dolomitgestein aus. Diese büßten im Durchschnitt knapp ein Drittel der Humusmasse ein. „Insgesamt fällt das Ergebnis bei beiden durchgeführten Untersuchungen trotz unterschiedlicher Herangehensweisen und Regionen nahezu identisch aus“, erklärt Prietzel. Da im untersuchten Zeitraum auf den Studienflächen keine forstliche Nutzung stattfand, müsse der Humusschwund eine Folge des sich verändernden Klimas sein. Der Humusvorrat spielt eine ausschlaggebende Rolle für die Fruchtbarkeit, den Wasserhaushalt und die Nährstoffversorgung von Böden.

Die Erkenntnisse aus München haben für einen großen Teil der Tiroler Wälder Relevanz, erklärt Landesforstdirektor Josef Fuchs. Die Wälder auf Kalk- und Dolomitstandorten nördlich des Inns – also von den Lechtaler Alpen bis ins Kaisergebirge – seien potenziell vom Humusschwund betroffen. Um diesem entgegenzuwirken, müsse man bei der Waldbewirtschaftung äußerst behutsam vorgehen und dürfe nicht zu große Flächen abholzen. Die Holzbringung sollte bodenschonend vor sich gehen, um die Humusschicht nicht zusätzlich zu strapazieren. Damit sich eine stabile Humusschicht aufbauen kann, sollten Reisig, Blätter und Äste in einem bewirtschafteten Wald am Boden belassen werden, erklärt Fuchs. Bei der Waldverjüngung sei außerdem auf die richtige Baummischung zu achten. Genau das ist es auch, was die Münchner Studienautoren unter dem Titel „humusförderndes Waldmanagement“ empfehlen. (np, TT)