Islands EM-Erfolg könnte Präsidentenwahl beeinflussen

Reykjavik (APA/dpa) - Der überraschende Erfolg der isländischen Fußball-Nationalmannschaft bei der EM könnte die Präsidentenwahl in dem Land...

Reykjavik (APA/dpa) - Der überraschende Erfolg der isländischen Fußball-Nationalmannschaft bei der EM könnte die Präsidentenwahl in dem Land am Samstag beeinflussen. „Vielleicht sind viele Leute am Wahltag mehr an Fußball interessiert als an der Wahl“, sagte der Politikwissenschaftler Baldur Thorhallsson dem isländischen Sender RUV.

„Wir wissen, dass Tausende Isländer in Frankreich sind. Nun hört man schon, dass viele ihren Aufenthalt verlängern“, sagte der Experte. Schätzungen zufolge waren 25.000 isländische Fans beim dritten Gruppenspiel gegen Österreich in Paris dabei, was fast ein Zehntel der gesamten Landesbevölkerung ist.

Die isländische Nationalmannschaft trifft im Achtelfinale am Montag auf England - zur Präsidentenwahl wären viele dann nicht zu Hause. Der Experte rechnet auch damit, dass Isländer nun eilig nach Frankreich aufbrechen könnten, ohne vorher noch abzustimmen.

Bei der Präsidentenwahl am Samstag treten neun Kandidaten an. Favorit ist der Historiker Gudni Th. Johannesson. Islands Präsident Olafur Ragnar Grimsson stellt sich nach 20 Jahren und fünf Amtszeiten nicht mehr zur Wahl. Einen Vorteil habe die isländische EM-Sensation für den neuen Präsidenten, sagte Politologe Thorhallsson: Sie könnte ihm dabei helfen, die Nation zu einen.

Die isländische Politik steckt infolge der Finanzkrise sowie der Enthüllungen durch die Panama Papers in einer tiefen Krise. So musste Premier Sigmundur David Gunnlaugsson zurücktreten, weil bekannt geworden war, dass seiner Frau einer Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln gehört. Auch der Name der Ehefrau von Langzeit-Präsident Grimsson tauchte in den Panama Papers auf. Die Isländer sind erbost, bei den für Herbst geplanten vorgezogenen Parlamentswahlen hat die Piratenpartei gute Chancen, stärkste Kraft zu werden.