Mikrobenwelt - Zufallsbefunde aus 54 Städten - Wien dabei
Wien/New York (APA) - „Schau, was da kreucht und fleucht“, heißt die Devise. Am Dienstag war weltweit „Proben-Sammeltag“ für ein 54 Städte v...
Wien/New York (APA) - „Schau, was da kreucht und fleucht“, heißt die Devise. Am Dienstag war weltweit „Proben-Sammeltag“ für ein 54 Städte verbindendes Projekt zur Bestimmung der Flora von Viren, Bakterien, Pilzen und Einzellern (MetaSub). Wien war mit Donaukanalwasser beteiligt. Vorerst geht es um den Beweis der Machbarkeit eines solchen Unterfangens, das Aufschlüsse über die Keim-Umwelt für Menschen geben könnte.
„Der Global Sampling Day (Probennahme; Anm.) war am Dienstag. Die Wiener U-Bahn haben wir nicht gesampelt (beprobt; Anm.). Da sind wir noch in Gesprächen mit den Wiener Linien. Wir haben alternativ Wasserproben aus dem Donaukanal entnommen“, sagte Alexandra Graf, FH-Professorin im Fachbereich Bioinformatik des Wiener FH-Campus. „Wir haben am ‚Global City Sampling Day‘ testweise Oberflächen und Wasserproben am Donaukanal gesampelt, um Erfahrung mit dem Methoden, Protokollen und dem Ablauf zu sammeln.“
Das internationale Projekt geht auf eine Idee des US-Wissenschafters Chris Mason (Cornell University/New York) zurück. Er schickte Probensammler aus, die in der New Yorker U-Bahn an Handgeländern etc. Abstriche abnahmen. Diese wurden dann im Labor auf Bakterien, Pilze, Protozoen und Viren mit den modernsten Verfahren inklusive Next Generation Sequencing analysiert. Das Projekt nannte sich „PathoMab“. Man wollte und will mit solchen Aktionen einfach die Vielfalt der Keimumwelt (Metagenom) feststellen, in welcher der Mensch lebt. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass knapp die Hälfte der identifizierten Keime etc. in der New Yorker U-Bahn bis dahin gar nicht als Umweltfaktoren identifiziert worden waren. Im Internet lassen sich sogar die Befunde von einzelnen U-Bahnstationen auffinden.
Die Wissenschafter fanden insgesamt 1.688 verschiedene Arten von Bakterien, Viren und Urbakterien und natürlich auch menschliche DNA. Die meisten Bakterien wie Pseudomonas stutzeri kommen normalerweise im Erdboden vor, es wurden aber auch viele Enterobacter-Stämme gefunden, die im Darm von Menschen oder ihren Haustieren ihre Heimat haben. Zwölf Prozent der Bakterienarten waren potenzielle Krankheitserreger, von denen 27 Prozent Resistenzgene aufwiesen.
Das Netzwerk für solche Schrotschuss-Bestimmungen hat sich mittlerweile auf 54 Städte weltweit ausgebreitet. Darunter sind New Delhi, Shanghai und Singapur genauso wie Barcelona, Moskau oder Paris. Auch Wien soll in Zukunft dazugehören. Die Sequenzierung der in den Abstrichen und Proben gefundenen DNA findet in Stockholm statt. So wird es auch bei den Proben aus Wien sein. Beim derzeitigen Versuch mit dem Donaukanalwasser geht es nur darum, die Machbarkeit solcher Untersuchungen im weltweiten Vergleich durchzuführen.
Im Endeffekt ähneln die Untersuchungen den Abwasseranalysen auf künstliche Hormone oder Drogenrückstände. Sie geben grobe Hinweise, im internationalen Vergleich können sie allerdings interessant sein. Der Biotech-Konzern Quiagen ist an dem internationalen Projekt beteiligt.