Schlossbergspiele Rattenberg

Der Weg nach „Nimmerland“

© Hrdina

Für die aktuelle Inszenierung „p. pan und die verlorene zeit“ verwandelt der Kundler Schauspieler und Regisseur Helmuth Häusler den Rattenberger Schlossberg nicht nur optisch in ein „Nimmerland“.

Von Jasmine Hrdina

Rattenberg, Kundl –Dass ein Regisseur selbst zur Heckenschere greift, um die allzu sprießende Natur auf der geschichtsträchtigen Freilichtbühne zu bändigen, ist vermutlich auch für das Ensemble der Rattenberger Schlossbergspiele neu. Wobei, sich selbst als richtigen Regisseur zu bezeichnen, hielte Helmuth Häusler ohnehin für vermessen, denn üblicherweise ist sein Platz bei Inszenierungen jener auf der Bühne.

Bestimmend, aber durchwegs respektvoll und mit einer motivierenden Begeisterung führt der Tiroler seine 47 Darsteller an die Geschichte des Peter Pan heran. Lange vor seiner Profession beginnt Häuslers Schauspielkarriere als Passion am Schultheater im BRG Wörgl unter der Leitung von Ernst Hechenberger. Schnell merkt er, die Bühne bietet ihm eine Freiheit, wie sie sonst kaum ein Ort der Welt zu geben vermag. Doch statt sich der naturgegebenen Spiellust hinzugeben, kümmert sich der junge Häusler erst um seinen schwer erkrankten Vater, studiert Pädagogik und Philosophie in Innsbruck, um dann als sozialpädagogischer Betreuer eine Wohngemeinschaft zu unterstützen.

Bühnenerfahrung sammelt er indes bei der Gaststubenbühne in Wörgl sowie in Workshops und privaten Unterrichtseinheiten: Michael Weger, Uli Brée und Georg Schmiedleitner sind nur einige, deren Wissen und Erfahrung ihn bereichern.

Beruf ist eine Sache, die man ausübt, Berufung wie ein inneres Verlangen, das gestillt werden muss: Mit 29 Jahren tritt er – etwas blauäugig, wie Häusler heute sagt – zur Bühnenreifeprüfung vor der paritätischen Kommission in Wien an, die ihn zum Dasein als Berufsschauspieler berechtigt. „Diese Prüfung ist noch kein Garant dafür, dass jemand ein guter Schauspieler ist“, relativiert Häusler, aber die Wiener haben sein Talent erkannt und mit Druckerschwärze auf einem Diplom offiziell bestätigt. Aus Spiellust wird heiliger Ernst, sein beruflicher Werdegang führt ihn über zahlreiche Engagements (u. a. 10 Jahre Ensemblemitglied am Tiroler Landestheater) bis auf Kinoleinwände (u. a. Das finstere Tal, In zwei Tagen bist du tot 2) und letztendlich in die Freiheit eines selbstständigen Schauspielers.

Beruflichen Erfolg zu definieren, sei für ihn eine Frage des Alters. Waren es früher große tragende Rollen und der Zuspruch des Publikums, nach denen es sich zu eifern lohnte, ist es heute mehr eine Art innere künstlerische Befriedigung und das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. „Viele Schulterklopfer sind nach einem Jahr wieder weg“, eine schmerzhafte Erfahrung, meint der Schauspieler.

Die mit dem Künstlerberuf verbundenen finanziell durchwachsenen Zeiten, die für die meisten in erster Linie ein Gefühl der Unsicherheit hervorrufen, begreift er als Chance, selbst zu wachsen: Man müsse ständig neue Schritte wagen und sich fragen „Wo kann ich mich weiterentwickeln?“, sich auf den Lorbeeren einer großen Rolle auszuruhen, wäre fatal, ist der geborene Wörgler überzeugt. „Das hält jung und wach, wirkt regelrecht vitalisierend und belebend.“

Die Schauspielerei also ein Jungbrunnen? Kann das Leben eines Peter Pan zu führen sich den Regeln und Gesetzen des „Erwachsenwerdens“ entziehen? Eine gewisse Parallele zwischen dem Protagonisten und den nötigen Eigenschaften eines Schauspielers ließe sich erkennen. Max Reinhardt meinte in seiner „Rede über den Schauspieler“: „Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters. Es ist der seligste Schlupfwinkel für diejenigen, die ihre Kindheit heimlich in die Tasche gesteckt und sich damit auf und davon gemacht haben, um bis an ihr Lebensende weiter zu spielen.“

Und in eine eben solche Meta-Welt des Schauspiels entführt Häusler diesen Sommer die Zuseher am Schlossberg. Die Geschichte des jungen Peter Pan, der auf der Schwelle zum Erwachsenendasein ist und sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt. Unsentimental und frech inszeniert, fernab von amerikanischem Kitsch und Klischees, eine Geschichte, die nie für Kinder gedacht war, sondern sich mit den Lebenskrisen eines Menschen auseinandersetzt: das Altern, die Liebe, die Verantwortung einer Familie, das Sterben. „Wir kreieren eine Spielwelt ohne Regeln und Gesetze und lassen diese natürliche Lust am Spielen auf der Bühne zu.“

Premiere ist am 1. Juli. Informationen und Tickets unter www.schlossbergspielerattenberg.at.

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