Prozess um versuchten Doppelmord 2 - Video zeigte Teile der Tat
Graz (APA) - Eine Woche vor Prozessbeginn ist ein Video vorgelegt worden, das das Ende der brutalen Attacke des 53-Jährigen zeigt. Darauf is...
Graz (APA) - Eine Woche vor Prozessbeginn ist ein Video vorgelegt worden, das das Ende der brutalen Attacke des 53-Jährigen zeigt. Darauf ist zu sehen, wie der Mann über den Kopf ausholt und mit dem Rohr zuschlägt. Dann sieht man die schwerverletzte Mutter ihr lebloses Kind mit letzter Kraft ins Nachbarhaus schleifen, wo sich die Kamera befand. Der Angeklagte meinte dazu: „So arg war das nicht.“
Die Überwachungskamera lieferte Bilder vom Eingangsbereich des Nachbarhauses, in dessen Nähe sich die Tat abgespielt hatte. Man sah bei der Einspielung vor Gericht den Nachbarn, wie er mit einer Schreckschusspistole zu Hilfe eilte, aber man erkannte auch den Angeklagten, wie er zwei Mal ausholte und mit dem Eisenrohr zuschlug. Das Opfer befand sich außer Sichtweite der Kamera, aber die Verletzungen der Mutter und des jüngeren Mädchens sprachen für sich. Die Frau blutete ebenso wie das Kind am ganzen Körper, der Sechsjährigen wurde unter anderem der Kiefer mehrfach zertrümmert. Auf dem Film sah man, wie die Mutter das Kind wie eine Puppe auf den Armen trug, bevor sie die Kraft verließ und sie die Kleine an den Händen haltend ins Haus schliff.
Obwohl sich der 53-Jährige zu Beginn schuldig bekannt hatte, wollte er im Laufe der Verhandlung von einer Tötungsabsicht nichts mehr wissen. „Woher haben Sie die Waffe?“, fragte Richter Andreas Lenz. „Vom Flohmarkt, ich habe sie schon vor zehn Jahren gekauft“, kam die Antwort. „Wozu?“, fragte der Richter verständnislos. „Weiß ich nicht“, antwortete der Angeklagte.
Er betonte, er habe die Frau und das Kind nicht erschlagen wollen. Vor der Polizei hatte er noch angegeben, er „war von Sinnen vor lauter Zorn“. Doch bei der Verhandlung meinte er: „So arg war das nicht.“ Daraufhin sprang der beisitzende Richter Andreas Rom auf, ging zum Angeklagten und legte ihm ein großes Foto von der schwerverletzten Mutter, die ihr bewusstloses, blutüberströmtes Kind im Arm hält, hin: „Und jetzt wiederholen Sie das“, befahl er. Doch der 53-Jährige schwieg.
„Ich hab‘ nichts gedacht in dem Moment“, beschrieb er seine Empfindungen bei der Tat. „Wäre der Nachbar mit seiner Schusswaffe nicht gewesen, hätten Sie beide erschlagen“, war Richter Lenz überzeugt. „Nein“, antwortete der Steirer.
Im Gefängnis hat er offenbar versucht, sich mit einer Blechdose die rechte Hand zu verstümmeln, die er bei der Verhandlung immer wieder betrachtete. „Ich bin ein Krüppel“, meinte er, ohne die Fragen des Senats wirklich zu beantworten.