Bachmann-Preis - Dieter Zwicky geht mit gutem Gefühl nach Klagenfurt

Bern/Klagenfurt (APA/sda) - Am Mittwoch wird in Klagenfurt das Wettlesen um den Bachmannpreis eröffnet. Einziger Schweizer Teilnehmer ist de...

Bern/Klagenfurt (APA/sda) - Am Mittwoch wird in Klagenfurt das Wettlesen um den Bachmannpreis eröffnet. Einziger Schweizer Teilnehmer ist der Zürcher Dieter Zwicky. Er kennt die Situation: Schon 2007 vertrat er im Alleingang die Schweiz. Obwohl er keinen Preis holte, hat er „zur Hauptsache positive Erinnerungen an den Wettbewerb“, wie er sagt.

Sein damaliger Juror André-Vladimir Heiz habe ihn herzlich begleitet, „wir waren ein fröhlich-rasantes Team“. Und die Mehrheit der Juroren sei seinem Text gewogen gewesen, „keine Selbstverständlichkeit, ich weiß“.

Äußerlich betrachtet bieten die Tage der deutschsprachigen Literatur Zwickys Meinung nach ideale Lesebedingungen. „Der Lesende ist für die Dauer seines Auftritts für einmal wahrlich nicht allein!“ Dass es damals nicht für einen Preis gereicht hat, habe ihn natürlich schon etwas enttäuscht. „Immerhin hat man an einem Sportwettbewerb teilgenommen, sich dessen Gesetzmäßigkeiten unterzogen.“

Allerdings sollte man den Wettbewerb auch nicht allzu wichtig nehmen: „Klagenfurt ist als gefühlter temporärer Weltmittelpunkt deutschsprachiger Literatur eben auch eine flirrende Scheinwelt, aus der alle - verändert oder nicht - wieder auftauchen.“ Ob er vom Wettbewerb profitiert habe? „Vielleicht ja. Doch die (literarische) Schweiz macht praktisch kein Aufhebens darüber - und das ist wahrscheinlich auch angemessen.“

Ob, wie öfter moniert wird, die Klagenfurter Jury mit den Jahren zahmer geworden ist, kann er nicht sagen. „Möglich, dass die derzeitige Jury etwas weniger wild auftritt und für Common Sense besorgt ist. Ausdrückliches Beißverbot aber wird nicht herrschen; es geht auch ums Spektakel“, meinte Zwicky gegenüber der Nachrichtenagentur sda.

Zwicky wird in Klagenfurt nicht aus seinem demnächst erscheinenden Buch „Hihi - mein argentinischer Grossvater“ lesen, sondern den Beginn einer nicht abgeschlossenen Erzählung, „die vielleicht einmal Buchlänge annimmt“.

Nominiert worden ist Zwicky von Juri Steiner. Der Germanist und Kunsthistoriker Steiner hat sich in Klagenfurt immer wieder als sehr aufgeschlossen erwiesen gegenüber eigenwilligen, schwierigen, innovativen Texten. Und einen solchen wird wohl auch Zwicky vorlegen. „Nomen est omen“, schrieb der Literaturkritiker Beat Mazenauer über den Autor. „Dieter Zwicky schreibt verzwickte Prosatexte: ‚Denkprosa‘“.

Auf die Frage, ob seine Texte für den zunehmend publikumsfreundlichen Wettbewerb zu elaboriert seien, antwortet Zwicky: „Was bedeutet im Zusammenhang mit Prosa schon ‚elaboriert‘? Ich schreibe normale Sätze. Nur bin ich einer jener Autoren, die sich ‚psychisch‘ weder kapieren noch sich mutwillig in die Sätze mit einschreiben wollen. Jeder Satz hat ein Anrecht auf eigenes Leben. Meiner Weltanschauung würde ich dieses Recht weniger zugestehen wollen.“ In literarischen Texten generiere Weltanschauung oft Langeweile.