Chorleiternachwuchs gesucht
In Osttirol sind 42 Chöre im Tiroler Sängerbund organisiert. Für die kommende Chorleiter-Ausbildung gab es aber nur eine Anmeldung – und die kommt aus Kärnten.
Von Catharina Oblasser
Lienz –Das richtige Einsingen, Probenmethodik, Chorliteratur und Dirigieren: All das können angehende Chorleiter und -leiterinnen direkt in Lienz erlernen. Die Chorleiter-Ausbildung, die zusammen mit dem Dachverband „Tiroler Sängerbund“ im Herbst 2015 neu strukturiert wurde, findet wöchentlich statt, zusätzlich wird Musikkunde unterrichtet. Nach zwei Jahren haben die Absolventen die Möglichkeit, sich am Innsbrucker Landeskonservatorium zu spezialisieren.
Im Herbst 2015 haben fünf Personen mit der Ausbildung begonnen, weiß Bezirkschorleiter Alois Wendlinger. Doch für den Start im heurigen Herbst sieht es düster aus. „Es gab bisher nur eine Anmeldung, und die kommt aus Kärnten“, sagt Wendlinger. Und das, obwohl der Zugang zum Kurs eigentlich sehr niederschwellig sei, meint der Bezirkschorleiter. „Von Vorteil ist es, wenn jemand selbst im einem Chor singt oder ein Instrument spielt. Doch es geht auch ohne Vorkenntnisse.“ Die Kosten bewegen sich rund um 90 bis 100 Euro pro Semester. Allerdings erfordere die Ausbildung Zeit und Intensität, man müsse auch zu Hause selbstständig üben. Das könne ein Grund für den fehlenden Andrang sein, kann sich Wendlinger vorstellen. Zu spät ist es noch nicht. „Wer ganz schnell ist, kann sich auch jetzt noch für die Ausbildung anmelden“, informiert Wendlinger. Denn: „Ein Chor steht und fällt mit dem Leiter.“
Auch die neue Sängerbund-Bezirksobfrau Inge Rumpel-Krismer bedauert den Mangel an Ausbildungswilligen. „Ich habe bei 25 Leuten angefragt, einer sagte zu“, schildert sie bei der Osttiroler Bezirksversammlung des Tiroler Sängerbundes, die am Donnerstagabend stattfand.
Mit dabei waren auch Manfred Duringer, der Landesobmann des Tiroler Sängerbundes, und Geschäftsführer Viktor Schellhorn. „Wir müssen fest dahinter sein, Chorleiter zu finden“, appelliert Duringer. So mancher langjährige Leiter wolle sein Amt gerne abgeben, beschreibt Duringer seine Erfahrungen. „Doch es gibt keinen Nachfolger.“ Der Sängerbund machte seine Mitglieder auch per Aussendung darauf aufmerksam. „Wir und ihr brauchen dringend Chorleiter und Chorleiterinnen!“, heißt es darin.
Dabei haben Chorleiter und -leiterinnen in Osttirol ein breites Betätigungsfeld. Das Spektrum der Singgemeinschaften reicht vom kleinen Viergesang bis hin zum großen Kirchenchor. So zählt der Kirchenchor Anras mit 42 Mitgliedern zu den größten im Bezirk.
Im Tiroler Sängerbund organisiert sind 42 Osttiroler Chöre und Ensembles. In ganz Tirol zählt der Sängerbund 480 Chöre, davon 110 Kirchenchöre, und insgesamt rund 11.000 Mitglieder. Besonderes Augenmerk soll auf die Jugendarbeit gelegt werden. Abgesehen von den zahlreichen Schulchören gebe es da großen Aufholbedarf, meint Sängerbund-Landesobmann Manfred Duringer.