Zittern in London: Brexit-Lager verbucht erste Teilerfolge
London (APA/dpa) - In Großbritannien gibt es bei dem historischen EU-Referendum ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Zwar gehen erste Wähler-Nachbefragu...
London (APA/dpa) - In Großbritannien gibt es bei dem historischen EU-Referendum ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Zwar gehen erste Wähler-Nachbefragungen von einem knappen Sieg des Pro-EU-Lagers aus. Doch erste Teilergebnisse lassen die Brexit-Befürworter hoffen.
In der nordostenglischen Stadt Sunderland stimmten 61 Prozent für einen Ausstieg aus der EU, lediglich 39 Prozent für einen Verbleib - der Erfolg des Brexit-Lagers fiel dort erheblich klarer aus als erwartet. Nach Auszahlung von 15 der 382 Wahlbezirke lag das Lager der Austritts-Anhänger Freitagnacht teils um nur wenige Tausend Stimmen knapp in Führung. Nach einem ersten Anstieg fiel das Pfund auf den internationalen Finanzmärkten so stark wie seit 2009 nicht.
Das Institut YouGov hatte in ersten Wähler-Nachbefragungen nur Minuten nach Schließung der Wahllokale eine Mehrheit von 52 Prozent für den Verbleib in der Gemeinschaft ermittelt. Lediglich 48 Prozent hätten für den Brexit votiert. Das Institut Ipsos Mori kam gar zu einem Ergebnis von 54:46 Prozent. Doch die Zahlen entsprechen nicht klassischen Wahlprognosen, sie gelten als weniger verlässlich.
In der Labour-Hochburg Newcastle upon Tyne nahe Sunderland behielten die EU-Befürworter zwar die Oberhand - doch hier fiel das Ergebnis weitaus knapper als erwartet aus. Weniger als 51 Prozent votierten hier für Drinbleiben, 49 Prozent für Rausgehen.
84 konservative Abgeordnete, die pro Brexit sind, forderten nach Angaben eines Parlamentariers Premierminister David Cameron zum Verbleib im Amt auf. Cameron hatte sich vehement für ein Drinbleiben ausgesprochen. Er solle in jedem Fall weiterhin Premier bleiben, wie auch immer das Referendum ausfalle, heißt es in dem Brief, den der konservative Abgeordnete Robert Syms auf Twitter veröffentlichte. Unter den Abgeordneten, die den Brief unterzeichnet haben, ist auch Londons früherer Bürgermeister Boris Johnson, Camerons ärgster Gegenspieler im Wahlkampf.
Umfragen hatten bis zuletzt ein enges Rennen vorhergesagt, die Wettquoten standen am Donnerstag aber gegen den Brexit. 46,5 Millionen Wähler hatten sich registriert, viele von ihnen waren bis zuletzt unentschlossen.
Ein Brexit würde die EU in die wohl schwerste Krise ihrer Geschichte stürzen. Viele europäische Politiker hatten die Briten vor einem Austritt gewarnt. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) und andere Institutionen sagten wirtschaftliche Turbulenzen im Falle eines Brexit voraus.
Finanzexperten gehen davon aus, dass das Pfund bei einer Mehrheit für den EU-Austritt dramatisch abstürzen könnten. EU-Politiker befürchten, dass ein Brexit Austrittswünsche in anderen Ländern beflügeln würde.