Hypo-U-Ausschuss - „Da ist mir schlecht geworden“
Wien/Klagenfurt (APA) - In mehr als 70 Sitzungen in 16 Monaten sind trotz des ernsten Themas einige zum Teil amüsante Aussagen im Hypo-Unter...
Wien/Klagenfurt (APA) - In mehr als 70 Sitzungen in 16 Monaten sind trotz des ernsten Themas einige zum Teil amüsante Aussagen im Hypo-Untersuchungsausschuss zusammen gekommen. Andere sind eher zum Nachdenken und wieder andere fast schon traurig. Jedenfalls kann man anhand der Sager gute Einblicke gewinnen. Hier eine Zusammenstellung der besten Zitate im Parlament:
„Ich kann mich nicht erinnern. Ich weiß nicht.“ - Kaum zu erraten von wem, weil durchaus Sittenbild vieler Befragungen; beispielhaft FMA-Prüfungsleiter Christian Saukel.
„Da ist mir schlecht geworden.“ - Hypo-Vorstands- und Aufsichtsratsprotokolle haben FMA-Vor-Ort-Prüfer Johann Schantl den Magen verdorben.
„Wir waren die Partyschrecks.“ - Die Aufsichtsbehörde als Gouvernante, zumindest laut OeNB-Vizegouverneur Andreas Ittner.
„Wir haben gesagt, dass die Kärntner Hypo wie ein Sportflugzeug im Nebel unterwegs ist.“ - nämlich dem damaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) im Wiener Burggarten, erzählte Ex-FMA-Vorstand Heinrich Traumüller.
„Lieber Karl-Heinz, ich will nicht klagen. Aber ich hätte mir gewünscht, du würdest als Kärntner mehr Verständnis aufbringen und nicht alles glauben, was dir da von den FMA-Vorständen aufgetischt wird.“ - Haider greift 2006 zur Feder, um sich beim damaligen Finanzminister Karl Heinz Grasser zu beschweren, wie jetzt im U-Ausschuss bekannt wurde.
„Welcher Hund beißt sein Herr‘l, noch dazu sein einziges Herr‘l?“ - Wirtschaftsprüfer Erich Kandler hat Haiders Einfluss auf die Hypo auch bemerkt.
„1.000 Mal habe ich mich gefragt, wieso (Ex-Hypo-Vorstand) Günter Striedinger überhaupt noch lebt. (...) Man muss sich vorstellen, diese Geschäftspartner die er hatte, das waren nicht irgendwelche, das waren nicht die Allerwertesten. Die waren im Krieg, sind teilweise Mörder - das ist eine andere Geschichte.“ - Hypo-“Krimi“ einmal anders, Ex-Hypo-Controller Bojan Grilc.
„Vielleicht gibt‘s ja einen anderen Strasser.“ - Ex-Innenminister Ernst Strasser (ÖVP) im Hypo-U-Ausschuss auf eine Frage, was er laut Kalenderaufzeichnungen des Ex-Hypo-Chefs Wolfgang Kulterer mit ihm bei einem vermeintlichen Termin tat.
„Es ist wie ein großes Klassentreffen.“ - Stefan Petzner wiederum genoss seinen Auftritt im Hypo-U-Ausschuss.
„Sie meinen die Hypo Alpe Adria?“ - Wieder Strasser; und zwar zu Verfahrensrichter Walter Pilgermair, der schlicht nach der „Hypo“ fragte.
„Hören Sie, ich war damals EU-Präsident. Ich weiß gar nicht, wo ich da genau herumgekurvt bin in der Weltgeschichte.“ - Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel zum ersten Halbjahr 2006, als Österreich den EU-Vorsitz innehatte, und Ende März die Hypo-Swapverluste öffentlich wurden - auf die Frage, wann er wie von den Verlusten erfuhr.
„Für Sie Doktor Schüssel.“ - Der Altkanzler zu Team-Stronach-Politiker Robert Lugar, der die Anrede „Herr Schüssel“ gebrauchte, was diesem nicht reichte.
„Für di‘ noch immer Gerhard.“ Kärntens freiheitlicher Altlandeshauptmann Gerhard Dörfler als Antithese zu „Doktor Schüssel“, als er von einem Kärntner Politiker-Landsmann im U-Ausschuss gesiezt wurde.
„Ich will das nicht heiligsprechen. Es sind auch absolute Fehler passiert. Erstverantwortlich sind aber Wirtschaftsprüfer und Aufsichtsrat.“ - Schüssel zu Fehlern in der Aufsicht von FMA und Notenbank, auch in seiner Zeit als Kanzler.
„Ich besitze so ein schönes, metallenes - ich glaube aus Aluminium gefertigtes - Bank Austria-Sparschwein.“ - Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) versteht seine Ladung in den Hypo-U-Ausschuss nicht ganz.
„Hier wird die ganze Redezeit verschissen.“ - Werner Kogler (Grüne) gefallen die Befragungstechniken einiger Mitglieder im Hypo-U-Ausschuss nicht.
„Die Verstaatlichung war absolut richtig, ich stehe zu dieser Entscheidung. [...] Wir haben noch größeren Schaden von Kärnten und von der Republik abgewendet.“ - Der Ex-Finanzminister und ÖVP-Chef Josef Pröll verteidigte seine damalige Entscheidungen.
„Ich habe mit Erwin Pröll über viele Themen gesprochen, aber nicht über die Frage der Hypo Alpe Adria.“ - Josef Pröll auf Fragen zu seinem Onkel, dem NÖ Landeshauptmann Erwin Pröll.
„Eine Lösungsbeitragswahrnehmung der Kärntner habe ich keine.“ - Pröll sah sich von der Kärntner Politik alleine gelassen.
„I bin im Trachtenjopper dahergekommen. Das ist aber nicht die Wien-Bekleidung.“ Mit dieser Aussage kommentierte Dörfler die „überraschende“ Einladung nach Wien zu den Notverstaatlichungsverhandlungen Mitte Dezember 2009.
„Ich wusste nicht, dass mein Name Pröll ist.“ Dörfler zur Verantwortung für die Verstaatlichung der Hypo.
„Stellen Sie sich vor was das bedeutet, wenn die Daseinsvorsorge in Kärnten gefährdet ist, so kurz vor Weihachten.“ - ÖVP-Abgeordnete Gabriele Tamandl malte ein Hypo-Insolvenzszenario an die Wand.
„Es wurde das Beste gemacht. Das Beste war, noch Übleres und Schlechteres abzuwenden.“ - Ex-Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) über die Notverstaatlichung.
„Die Verhandler haben sich die 19 Milliarden nicht eingebildet, sondern sie lagen am Tisch.“ - Faymann zur Krux mit den Kärntner Landeshaftungen.
„Der Landtag hat 2004 leider Gottes diesen Wahnsinn beschlossen.“ Dörfler bedauert die Kärntner Milliarden-Landeshaftungen.
„Von meinem Vorgänger Josef Pröll habe ich einen Patienten in der Notaufnahme übernommen.“ - Ex-Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) um Zustand der Hypo bei ihrer Amtsübernahme.
„Ich habe den Rucksack dieses Molochs, den ich übernommen habe, erleichtert.“ - Fekter gewohnt selbstbewusst.
„Je intensiver man hineinstochert, desto mehr kommt zu Tage.“ - Fekter über die Hypo.
„Minister Söder war in Wien und hat großspurig gefordert „I want my money back“ - Ich hab‘ damals schon gewusst, der kriegt keinen Cent mehr von mir.“ - Zum Verjährungsverzicht. Aus Österreich flossen später auf Basis eines Generalvergleichs aber doch noch 1,23 Mrd. Euro nach Bayern.
„Woher kommt Ihr unergründlicher Hass auf Kärnten?“ - Der dritte blaue Fraktionsführer im U-Ausschuss-Verlauf, Erwin Angerer, „als FPÖler und Kärntner“ zu SPÖ-Klubchef Andreas Schieder.
„Ich liebe das Land Kärnten, die Kärntnerinnen und Kärntner“ - Schieder will mit seiner angesprochenen Kärnten-Kritik aus dem Jahr 2009 nur die frühere Landesregierung gemeint haben.