Formel 1: Für Red Bull ist Spielberg ein „echtes Heimrennen“
Spielberg (APA) - Die lähmende Mercedes-Dominanz, die Fußball-EM und die MotoGP: Vor allem diese drei Gründe haben den Kartenverkauf für die...
Spielberg (APA) - Die lähmende Mercedes-Dominanz, die Fußball-EM und die MotoGP: Vor allem diese drei Gründe haben den Kartenverkauf für die dritte Neuzeit-Auflage der Formel 1 in Österreich am 3. Juli gebremst. Die Fans werden ihr Kommen nach Spielberg aber auch 2016 nicht bereuen. Action und Unterhaltung auf dem Red Bull Ring sind weltweit einzigartig, das Heimteam ist erstarkt, Mercedes nicht mehr unangefochten.
Letzteres war zuletzt mehrmals zu beobachten gewesen. In Barcelona etwa crashten sich Nico Rosberg und Lewis Hamilton gegenseitig aus dem Bewerb, zuletzt patzte Weltmeister Hamilton in Baku. Der Sieg in Spanien war sensationeller Weise an den 18-jährigen Max Verstappen gegangen, der gleich bei seinem ersten Einsatz in der Königsklasse für Red Bull Racing zum jüngsten Grand-Prix-Sieger aller Zeiten avancierte.
Es war der Comeback-Sieg für das Einser-Team von Ring-Besitzer Dietrich Mateschitz, das nach vier Weltmeistertiteln in Folge im Vorjahr erstmals seit 2008 sieglos geblieben war. Und auch wenn nach Barcelona weitere Siege zum Teil leichtfertig verspielt wurden, ist Red Bull Racing mit dem exzellenten RB12 und zusätzlichen Renault-PS klar im Aufwind.
Man hat sich deshalb nach bisher miserablen Ergebnissen (Platz acht als Maximum) für den dritten Heimauftritt viel vorgenommen. Neben mehr PS setzen Daniel Ricciardo und Verstappen auf die frische Asphaltierung der 4,3 Kilometer langen und idyllische Strecke in der Obersteiermark, die Oberfläche wurde zusätzlich aufgeraut. „Damit wird das Aufwärmen der Reifen leichter, außerdem hat man aus den Kurven mehr Grip. Das liegt uns. Also hoffen wir diesmal auf ein deutlich besseres Resultat“, sagte Berater Helmut Marko.
Dass der Vorverkauf schleppend lief, ist für Marko leicht erklärt. „Die Formel 1 war zwei Jahre lang durch die unglaubliche Mercedes-Dominanz eher langweilig.“ Dazu kam die Begeisterung um Österreichs bei der Frankreich-EM engagiert gewesenes Fußball-Nationalteam sowie die Rückkehr der MotoGP im August, bei der 225.000 Zuschauer erwartet werden. Das zieht natürlich Interesse von der Formel 1 ab.
Dass Spannung in der Formel 1 nicht garantiert werden kann, hatte man zuletzt auch in Baku zur Kenntnis nehmen müssen. Alles was geplant werden konnte, hat man in Spielberg aber wie immer optimal erledigt. So gibt es im Konzertgelände auch ein Public Viewing für die Viertelfinalspiele der Fußball-EM, die aber ohnehin erst um 21.00 Uhr beginnen.
Unter Tags dominieren die Trainings und Rennen der Formel 1, GP2, GP3 und Porsche Supercup, im Rahmenprogramm gibt es Flugshows, das Formel-1-Village, Autogrammstunden, ein Legenden-Rennen sowie am Abend Konzerte und Fußball. Mit einem Tagesticket ist man zum Beispiel am Freitag auf der überdachten Nord-Tribüne schon ab 25 Euro und selbst auf der Haupttribüne gegenüber den Boxen schon ab 36 Euro dabei. Konzerte mit Nena und Wanda, Österreichs „Band des Jahres“, sowie Fußball sind inbegriffen.
Der Ticket-Knüller schlechthin ist aber die Viertages-Stehplatzkarte um nur 95 Euro. Neben dem kompletten Motorsport, allen Konzerten mit weiters Amy MacDonald und Rea Garvey (Samstag) hat man Zutritt zu allen Aktivitäten wie dem öffentlichen Paddock-Walk (Donnerstag), kann einen Freund gratis mitbringen sowie an den Verlosungen für die Mitfahrt im Safety Car oder dem Schwenken der Zielflagge gemeinsam mit Rennleiter Charlie Whiting teilnehmen. Dazu kommen jeden Tag „Three-Corner-Tickets“, auch für Familien gibt es Angebote.
Selbst Formel-1-Boss Bernie Ecclestone lobte Österreich angesichts des einzigartigen Angebots an Sport, Kulinarik und Unterhaltung. „Was die dort immer auf die Beine stellen, ist sehr professionell. Wir sind sehr happy mit Österreich“, sagte der Brite der APA zuletzt in Baku.
Auch die Fahrer sind froh, nach den drei Städterennen in Monaco, Montreal und Baku in die wohltuend grüne Steiermark zu kommen. „Es ist wunderschön dort, die Strecke ist auch gut“, freute sich etwa Weltmeister Hamilton, der in Spielberg zwei Mal hinter Rosberg Zweiter geworden ist.
Die Red-Bull-Fahrer sind ohnehin Stammgäste hier. „Heuer kommen sie besonders gerne, weil wir endlich mehr Power haben“, ist Marko überzeugt. Spielberg sei für das Team in jedem Fall ein echtes Heimrennen. „Unser Mutterkonzern ist Red Bull in Salzburg. Auch wenn die Fabrik in England steht: das Geld, also die Musik, kommt aus Österreich.“
Damit sei aber auch der Druck größer. „In den vergangenen zwei Jahren haben wir dem nicht standgehalten und auf dem Red Bull Ring jeweils die schlechtesten Ergebnisse eingefahren“, erinnerte sich Marko mit „Schaudern“. Diesmal könne man aber sogar von einem Podestplatz träumen, selbst wenn die von Mercedes-Motoren angetriebenen Teams von Williams und Force India in Österreich traditionell auch besonders stark sind. „Ferrari und Red Bull sind näher dran an Mercedes. Und Regen würde uns zusätzlich in die Karten spielen“, hofft Marko.