Rabenhof künftig auch englischsprachig - Western, Karl May und Kottan

Wien (APA) - Der Rabenhof, erfolgreiche Gemeindebau-Bühne in Wien-Erdberg, bietet künftig auch englischsprachige Produktionen an. Für den St...

Wien (APA) - Der Rabenhof, erfolgreiche Gemeindebau-Bühne in Wien-Erdberg, bietet künftig auch englischsprachige Produktionen an. Für den Start der Schiene „Fringe@Rabenhof“ im Oktober werden Probenraum und Lager im Apostelhof in eine „Western-Chapel“ mit 50 Plätzen umgebaut. Bei „The Frontier Trilogy“ wird „100 Prozent Western Feeling“ versprochen. Im Genre bleibt auch eine prominente „Karl May-Boygroup“.

„Die Produktion ‚Blutsbrüder‘ bringt das Bühnendebüt von Armin Wolf“, zeigt sich Rabenhof-Chef Thomas Gratzer im APA-Gespräch zuversichtlich, dass der ORF-Anchorman zusammen mit Thomas Glavinic, Thomas Maurer und Guido Tartarotti seine Liebe zu dem deutschen Abenteuer- und Reiseschriftsteller Karl May mit vielen Zuschauern teilen werde. Das Quartett gestaltet den Einblick in das weltweit populäre Werk des sächsischen Autors selbst. „Ich hoffe, dass ich ein lebendes Pferd kriege“, setzt Gratzer auf zusätzliche Attraktionen.

„Blutsbrüder“ (Premiere: 26. Jänner 2017) ist nur eine von zahlreichen 2016/17 geplanten Neuproduktionen des Rabenhof Theaters, das mit „Sonny Boys“ und dem maschek-Abend „Fake! In Wahrheit falsch“ „zwei ständig ausverkaufte Long-Run-Seller“ im Repertoire hat. 2015/16 besuchten 78.707 Zuseher die 331 Vorstellungen im Rabenhof, dessen leichten Auslastungsrückgang auf 86,85 Prozent (um 2,3 Prozent weniger als in der Vorsaison) Gratzer auf das stark nachlassende Interesse an den nicht mehr in Originalbesetzung auftretenden „Science Busters“ zurückführt.

„Das Format Edutainment wird aber auf jeden Fall weitergeführt.“ Vorerst widmet sich Robert Pfaller in „Meilensteine der Philosophie“ weiter Karl Marx, Gratzer hält aber auch Mathematiker, Naturwissenschafter und Altphilologen für publikumswirksam. Solche „lecture performances in Rabenhof-style“ soll es künftig vermehrt geben.

Gestartet wird die Rabenhof-Saison jedoch am 20. September mit der „Tagespresse Show“ mit Paul Kraker, bei der das Online-Satire-Format seine Bühnen-Premiere feiert. Überfällig, wenngleich nicht ganz unriskant, findet Gratzer. Deutlich absehbarer scheint der Erfolg des Otto Grünmandl-Programms von Andreas Vitasek (ab 11. Oktober) und des Puppen-Musicals „Kottan ermittelt“ (ab 17. November) zu sein, das eine Rückkehr des jungen Puppentheater-Meisters Nikolaus Habjan bringt.

Er habe Habjan im kleinen Schuberttheater entdeckt und ihm die Umsetzung des Dirk-Stermann-Buches „6 Österreicher unter den ersten 5“ angeboten, noch ehe Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann bei diesem angerufen habe, sieht sich Gratzer ein wenig in Entdecker-Rolle. Durch den großen Erfolg Habjans, der mittlerweile in München und Zürich auch als Musiktheater-Regisseur gefragt ist, werde das Kottan-Revival mit Christian Dolezal wohl für längere Zeit die letzte große Habjan-Show in Wien sein, glaubt der Prinzipal. Die Bühne Bozen und die Bühne im Hof St. Pölten sind Koproduktionspartner.

Die neuen Bücher von Dirk Stermann („Der Junge bekommt das Gute zuletzt“, 23. Oktober) und Christoph Grissemann („Ich will nicht schuld sein an deinem Niedergang“, zusammen mit Rocko Schamoni, 22. November) sind natürlich Pflicht-Termine für den „Literatursalon im Gemeindebau“, dessen Saison am 12. September mit Juli Zehs „Unterleuten“ eingeläutet wird.

Während auch die erfolgreiche Kinder- und Jugendtheater-Schiene von Co-Geschäftsführer Roman Freigaßner-Hauser mit „Des Kaisers neue Kleider“ (ab 6 Jahren, ab 1. Dezember) und „Troja“ (ab 11 Jahren, ab 23. März 2017) weitergeführt wird, kommt die Beschäftigung mit einem nicht ganz unumstrittenen Jubilar deutlich überraschender: André Heller, der am 22. März 2017 seinen 70er feiert, wird ab 14. Februar 2017 mit der Produktion „Holodrio“ (Untertitel: „Lass mich Dein Drecksstück sein!“) gewürdigt. Es handle sich bei dieser „Herzensangelegenheit“, zu der Oliver Welter die Musik beisteuert, um „eine kritische Auseinandersetzung mit dem musikalischen Frühwerk“ des neuerdings in Marrakesch wohnhaften vielseitigen Künstlers, um eine „liebevolle Würdigung und definitiv um keine Verarschung“, versichert Gratzer.

International wird es im Gemeindebau, wenn Höhepunkte des Edinburgh Fringe Festivals, wo der Wiener Theaterleiter Stammgast ist, im Rabenhof gastieren. „Es gibt starkes Interesse an englischsprachigem Theater“, ist Gratzer sicher und zeigt zum Auftakt in der temporären Dependance im Apostelhof ab 7. Oktober Jethro Comptons Westerntrilogie, die im Vorjahr beim Fringe Festival gefeiert wurde. Auch die Zwei-Mann-Show „Am I dead yet?“ und das Solo „What would Spock do?“ werden bei „Fringe@Rabenhof“ gastieren.

Für all‘ das und noch mehr muss man mit 900.000 Euro Förderung auskommen. „Wir sind zum Erfolg verdammt“, sagt Gratzer. „Ohne zwei, drei Blockbuster funktioniert das Ganze nicht.“ Der seit 2003 amtierende Theaterleiter hat sich für einen weiteren Vier-Jahres-Vertrag ab 2018 beworben. „Sollte ich weitermachen dürfen, wird man auch über das Geld reden müssen.“

(S E R V I C E - www.rabenhof.at)