Vor 30 Jahren kehrten die Bartgeier in die Alpen zurück

Salzburg/Wien (APA) - Die Bartgeier sind zurück. Experten schätzen, dass mittlerweile 230 bis 250 Tiere in den europäischen Alpen ihren Lebe...

Salzburg/Wien (APA) - Die Bartgeier sind zurück. Experten schätzen, dass mittlerweile 230 bis 250 Tiere in den europäischen Alpen ihren Lebensraum haben. Begonnen hat die Wiederansiedlung vor 30 Jahren im Nationalpark Hohe Tauern. 1986 wurden im Rauriser Krumltal im Salzburger Pinzgau erstmals vier gezüchtete Junggeier ausgewildert.

Seither wurden alpenweit mehr als 200 Tiere freigelassen, um langfristig eine stabile Population der einst ausgerotteten Bartgeier aufzubauen. Die Zahl der Paare, die in freier Natur Junggeier großziehen, wächst. Im Vorjahr flogen alpenweit 20 Junggeier aus. Heuer sind in den Hohen Tauern zwei Jungvögel geschlüpft. In den gesamten Alpen gibt es rund 40 Brutpaare. Trotzdem sind weiter Freilassungen notwendig. Heute, Freitag, wurden im Untersulzbachtal im Salzburger Pinzgau erneut zwei junge Bartgeier ausgewildert.

„Das Projekt ist ein großer Erfolg“, zog Hans Frey, Leiter der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee und einer der Initiatoren des Wiederansiedlungsprojektes anlässlich des Jubiläums eine Bilanz: „Der Bestand in den Alpen entwickelt sich sehr gut.“

Die Bartgeier hatten einst einen großen Lebensraum in den Alpen. Doch weil man die Greifvögel verdächtigte, Lämmer oder Gämsen zu rauben, wurden sie in unseren Breiten im 19. Jahrhundert weitgehend ausgerottet. Die letzte nachgewiesene Brut in den Westalpen hat es 1910 gegeben, die letzten Tiere dürften zwischen 1913 und 1920 erlegt worden sein. In Europa überlebten einzelne Tiere nur in den Pyrenäen, auf Korsika und auf Kreta.

Den Weg zu einer Wiederansiedlung konnte ein Erfolg des Alpenzoos Innsbruck freichmachen: In den 1970er-Jahren gelang es, die ersten Bartgeier in einer Voliere aufzuziehen und damit Tiere zu züchten. 1978 wurde mit Unterstützung der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, des WWF Österreich und Schweiz sowie der Weltnaturschutzunion IUCN das internationale Projekt zur Wiederansiedlung gegründet. Ziel war die Etablierung eines ohne menschliche Hilfe überlebenden Bestandes. Bis 1986 die ersten Tiere im Nationalpark Hohe Tauern ausgewildert werden konnten, musste ein Zuchtnetz aufgebaut werden. Dafür stellten mehrere Zoos ihre Vögel zur Verfügung.

Bartgeier erreichen eine Flügelspannweite von 235 bis 285 Zentimetern und ein Gewicht von fünf bis sieben Kilogramm. Sie ernähren sich von Aas und Knochen und sind im Flug an langen und schmalen Flügeln und einem keilförmigen Schwanz zu erkennen. Flügel, Rücken und Schwanz sind grau, die Federn am Kopf und an der Brust weiß. Typisch ist ein schwarzer Federbart, der über den Schnabel hängt und der den Greifvögeln ihren Namen gibt.