Brenner

Demonstration am Brenner: Solidarität als einzige Antwort

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Friedliches Treffen am Brenner, doch wegen Tumulten bei früheren Demos war das Polizeiaufgebot enorm.

Von Michaela S. Paulmichl

Brenner –Was haben friedlich auf einer Wiese picknickende Menschen einer großen Gruppe vermummter Demonstranten mit Schlagstöcken oder immer lauter werdenden Rechtspopulisten entgegenzusetzen? Sehr viel, jedenfalls wollten insgesamt 150 Menschen gestern am Brenner ein Zeichen setzen: Es geht anders.

Dem Aufruf von Aktivisten und Künstlern, gemeinsam gegen Gewaltfreiheit und für Zusammenhalt zu demonstrieren, waren Menschen aus Nord- und Südtirol gefolgt. „Wir demonstrieren Solidarität als einzige Antwort in der Flüchtlingsfrage“, sagte Mesut Onay, für die Koordination auf österreichischer Seite zuständig. „Solidarität innerhalb und zwischen den Regionen.“ „Wir brauchen eine Sprache, die laut genug ist, aber trotzdem bedacht und liebevoll“, sagte Daniel Graziadei, Sprachkünstler aus Südtirol. Mit der friedlichen Demonstration würde man zwar keine Schlagzeilen machen oder auf Titelseiten kommen, wie das bei den gewalttätigen Ausschreitungen der Fall war. Aber: „Worauf muss der Fokus liegen? Wie viele an der Grenze warten oder wie viele im Meer ertrinken?“

Vanja Zappetti, Organisator des „Refugee Welcome Day“ in Bozen mit 3000 Besuchern: „Es ist wichtig, diese Zone wieder zu befrieden. Die Leute vom Brenner sind dankbar für diese Aktion.“

Der Polizeieinsatz war trotzdem enorm, wie eine Passantin bemerkte: 150 Polizisten waren vor Ort. Schließlich könne man nie wissen, wie sich die Lage entwickelt, ob sich gewaltbereite Demons­tranten dazugesellen, sagte Polizeisprecher Manfred Dummer. „Wir sind zum Schutz der Demonstranten hier.“ Ursprünglich hatte man mit bis zu 700 Personen gerechnet.

Weitgehend unbemerkt waren in den vergangenen Tagen 70 Container aufgestellt worden, sie bilden die oft „Internierungslager“ genannte „Registrierungsstraße“ direkt an der Grenzlinie. „Auch wenn derzeit nur sehr wenige Flüchtlinge aufgegriffen werden“, so Dummer, gehen die Vorbereitungsarbeiten weiter. Anfang Juli sind sie abgeschlossen.