Brexit - Rom: „Italien will sich für neue EU-Perspektive einsetzen“
Rom (APA) - Der italienische Außenminister Paolo Gentiloni hat sich wegen des Ausgangs des EU-Referendums in Großbritannien besorgt gezeigt....
Rom (APA) - Der italienische Außenminister Paolo Gentiloni hat sich wegen des Ausgangs des EU-Referendums in Großbritannien besorgt gezeigt. Er sprach von einem „gravierenden Beschluss des britischen Volkes“. „Italien hätte sich einen anderen Ausgang erhofft, doch der Beschluss ist gefallen“, sagte Gentiloni. Italien werde sich jedenfalls für eine „neue europäische Perspektive“ bemühen.
Jetzt solle Großbritannien aus der EU austreten. „Das Schlimmste wäre eine Phase der Unsicherheit“, sagte der Minister. Das Referendumsergebnis sei ein Signal, dass die EU erwachen müsse. „Jetzt besteht eine Pflicht zur Klarheit nicht nur gegenüber den Finanzmärkten, sondern gegenüber den europäischen Bürgern“, so Gentiloni.
Der ehemalige EU-Kommissionspräsident Romano Prodi bezeichnete das Ergebnis des Referendums als Signal eines tiefen Unbehagens in Europa. „In Großbritannien besteht wie überall im Rest Europas eine Kluft zwischen Traditionsparteien und populistischen Kräften. Großbritannien ist in dieser Hinsicht typisch, weil der Unterschied im Lebensstil und in den Zukunftsperspektiven zwischen London und dem Rest des Landes sehr groß ist. Wir haben politische Systeme, die den wahren Bedürfnissen der Menschen nicht entsprechen“, erklärte Prodi.
Der Vorsitzende der sozialdemokratischen Fraktion im EU-Parlament, Gianni Pittella, sprach von einem „traurigen Tag für Europa“. „Das ist jedoch nicht das Begräbnis der EU“, kommentierte der Sozialdemokrat. „Wir respektieren den Willen der Briten und fordern rasche Prozeduren für Beginn der Verhandlungen über die neuen Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien. Dies wird leider zum Schaden der britischen Bürger erfolgen“, kommentierte Pittella.
Italiens Ex-Präsident Giorgio Napolitano bezeichnete das Referendumsergebnis als „harten Schlag und großen destabilisierenden Faktor für Wirtschaft, Finanz und Politik“. Es sei ein großer Fehler gewesen, ein Referendum über Großbritanniens EU-Austritt zuzulassen, mit dem äußerst komplexe Fragen verbunden seien.