Brexit - Gauck: An europäischer Idee festhalten
Berlin (APA/dpa/AFP/Reuters) - Der deutsche Präsident Joachim Gauck hat sich betroffen über das britischen Votum für einen Austritt aus der ...
Berlin (APA/dpa/AFP/Reuters) - Der deutsche Präsident Joachim Gauck hat sich betroffen über das britischen Votum für einen Austritt aus der EU geäußert. „Viele gute Europäer haben heute traurige Gefühle“, sagte Gauck am Freitag am Rande einer Veranstaltung in der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Es gehe jetzt darum, an der europäischen Idee festzuhalten, meinte er, ähnlich wie zuvor bereits andere europäische Politiker.
Der bulgarische Präsident Rossen Plewneliew sagte, dies sei „ein schlechter Tag für Europa, für die europäische Wirtschaft und für die europäische Demokratie“.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel rief die im Bundestag vertretenen Parteien ins Kanzleramt nach Berlin, um über den Ausgang des britischen Referendums zu beraten. Um 12:30 Uhr wird Merkel sich vor der Presse äußern.
Das Brexit-Votum hat nach Ansicht des deutschen Unions-Fraktionschefs Volker Kauder allein innenpolitische Gründe in Großbritannien. „In Deutschland wäre eine solche Entscheidung nicht möglich“, sagte Kauder. Er gab dem konservativen britischen Premierminister David Cameron die Schuld für die Entscheidung der Briten für einen Ausstieg aus der EU. Cameron habe seine Partei bereits vor Jahren aus der EVP-Parteienfamilie geführt und über Jahre „schlecht über Europa geredet“. „Politische Führung sieht nach meiner Vorstellung anders aus“, sagte der CDU-Politiker. Auch Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) kritisierte am Freitag die jahrelange „Fundamental-Opposition gegen europäische Themen“, ohne aber Cameron direkt anzusprechen.
Dem Ansehen der EU in Deutschland hat die Debatte um einen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union offenbar nicht geschadet: Im jüngsten ZDF-“Politbarometer“ fällt das Urteil über die EU derzeit so positiv wie noch nie aus. Erstmals glaubt laut der am Freitag veröffentlichten Umfrage eine Mehrheit von 45 Prozent, dass eine EU-Mitgliedschaft den Deutschen eher Vorteile bringt. Nur für 14 Prozent überwiegen die Nachteile. Für 38 Prozent gleichen sich Vor- und Nachteile aus. Allerdings erwarten nur 16 Prozent, dass sich die EU-Mitgliedsstaaten in den nächsten zehn Jahren enger zusammenschließen werden.