Travel Partner will in Deutschland expandieren
Der Tiroler Reiseveranstalter Travel Partner will heuer kräftig wachsen. Neo-Chef Michael Poot rät zu größeren Hotels und All-inclusive im Sommer.
Von Nina Werlberger
Innsbruck, Ellmau –Der Tiroler Incoming-Reiseveranstalter Travel Partner Group mit Sitz in Ellmau will in Deutschland expandieren. Bis Herbst soll dort ein neues Büro eröffnet werden, kündigte Vorstandschef Michael Poot im TT-Gespräch an. Er löste am 1. Juni Mitbegründer Hannes Winkler an der Spitze des Unternehmens ab. Details wollte Poot zu den Deutschland-Plänen noch nicht nennen. Travel Partner ist seit 2011 am deutschen Incoming-Markt tätig und hat bereits einen Standort in Heidelberg. „Wir verfügen über ein Geschäftsmodell, das in Deutschland sehr erfolgreich ist“, erklärte Poot die Hintergründe der Expansion.
Ausbauen will der neue Travel-Partner-Chef das Geschäft mit bestehenden und neuen Vertriebspartnern und Lieferanten. Weiters möchte er die Digitalisierung im Unternehmen vorantreiben. Kooperationen bestehen aktuell mit rund 1000 Hotels und 500 Dienstleistern. Der Umsatz belief sich im Vorjahr auf 72,6 Mio. Euro. Im laufenden Geschäftsjahr soll er „im hohen einstelligen Bereich zulegen“, sagte Poot. 70 % des Geschäfts macht Travel Partner mit Autoreisen, 30 % mit Busgruppen. Zwei Drittel des Wachstums würden bereits im Sommer generiert, ein Drittel im Winter.
In der steten Diskussion über Sommer-Dumpingpreise in Tiroler Hotels vertritt Poot eine klare Meinung: „Der Markt entscheidet über den Preis, nicht der Incomer.“ Hoteliers könnten nur durch ein verbessertes Produkt höhere Preise lukrieren. Zwar hätten zahlreiche Touristiker in den vergangenen Jahren aufgerüstet. Aber bei vielen Betrieben gebe es einen Investitionsstau, sagte Poot. Der Tiroler Sommertourismus brauche neue Konzepte, ist er überzeugt. Poot rät auch zu All-Inclusive-Angeboten. Solche Produkte könnten den Hoteliers helfen, Personalkosten zu sparen.
Das größte Gefahrenpotenzial für den heimischen Tourismus sieht er im Problem vieler Hoteliers, einen Nachfolger zu finden. Auch Investoren hereinzuholen, gestalte sich häufig schwierig. Ein Problem sei hier die in Tirol vergleichsweise geringe Größe der Häuser. Ein Hotel mit weniger als 100 Betten sei kaum rentabel zu führen, argumentierte Poot. „Über größere Hotelbetten-Kapazitäten muss man nachdenken“, bemerkte er mit Verweis auf die Tiroler Bauordnung.
Tirol steht seiner Einschätzung nach ein starker Tourismus-Sommer bevor – auch wegen der Probleme in Urlauberhochburgen wie der Türkei und Ägypten. „Wir generieren schon eine verstärkte Nachfrage. Allerdings kann man aus einem Badeurlauber keinen Bergurlauber machen“, relativierte Poot.
Der Deutsche ist seit 2003 bei Travel Partner und war zuletzt bereits für das operative Geschäft verantwortlich. Seit 2012 ist er auch am Unternehmen beteiligt. Der gelernte Industriekaufmann ist seit 26 Jahren in der Touristik tätig und war zuvor unter anderem bei TUI und FTI.