Osteuropäische EU-Mitglieder reagierten relativ gelassen auf Brexit
Bratislava/Warschau (APA/dpa/AFP) - Die mittelosteuropäischen Länder, die 2004 der EU beigetreten sind, haben relativ gelassen und verständn...
Bratislava/Warschau (APA/dpa/AFP) - Die mittelosteuropäischen Länder, die 2004 der EU beigetreten sind, haben relativ gelassen und verständnisvoll auf das britische Votumsergebnis reagiert. Dass sich die Briten gegen Europa entschieden haben, sei nicht das „Ende der Welt und der EU“, erklärte etwa der tschechische Ministerpräsident Bohuslav Sobotka, der am Freitag in Wien weilte.
Auch sein slowakischer Amtskollege Robert Fico meinte, die Entscheidung der britischen Wähler sei „keine Tragödie, sondern Realität“. Der ungarische Premier Viktor Orban gab der EU-Flüchtlingspolitik die Schuld am Ergebnis. In Bulgarien forderte der Regierungschef Boiko Borissow, „die Europäische Union muss zeigen, dass sie auch ohne Großbritannien kann.“ Polen bedauerte zwar das Ergebnis, drückte aber auch Verständnis aus: „In mehreren Mitgliedsländern kann Desillusionierung mit der europäischen Integration und sinkendes Vertrauen in die EU beobachtet werden“, teilte das Außenministerium im Warschau mit.
Auch die baltischen Länder warnten und mahnten Konsequenzen aus dem Ergebnis ein. „Es ist unsere Pflicht, das Vertrauen der Menschen in die EU wieder herzustellen und das zu erhalten, was wir durch unsere gemeinsame Arbeit geschaffen haben“, erklärte etwa die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaite in Vilnius. Außenminister Linas Linkevicius sagte: „Ohne Großbritannien wird diese Union natürlich schwächer sein. Doch dieser Stresstest sollte diejenigen vereinen, die entschlossen sind, dieses Projekt fortzuführen“.
Auch für das benachbarte Lettland mahnte Staatschef Raimonds Vejonis Geschlossenheit an. „Die Mitgliedstaaten müssen alles Mögliche tun, um die erzielten Fortschritte beim Integrationsprozess zu erhalten“, teilte er in Riga mit.
Orban forderte konkrete Lösungen in der Flüchtlingsfrage. „Europa ist nur dann stark, wenn es auf so bedeutende Fragen wie die Einwanderung Antworten geben kann, die es nicht schwächen, sondern stärker machen. Diese Antworten hat die EU nicht gegeben, im Gegenteil“, sagte der ungarische Premier.