Brexit - Schweizer Nationalbank bleibt am Euro-Franken-Markt aktiv

Zürich (APA/Reuters) - Ein rasanter Höhenflug des Franken angesichts des bevorstehenden EU-Austritts Großbritanniens hat die Schweizer Noten...

Zürich (APA/Reuters) - Ein rasanter Höhenflug des Franken angesichts des bevorstehenden EU-Austritts Großbritanniens hat die Schweizer Notenbank (SNB) auf den Plan gerufen. Die Währungshüter erklärten am Freitag in einem außergewöhnlichen Schritt, sie hätten am Devisenmarkt interveniert und stabilisierend eingegriffen. „Die Schweizerische Nationalbank bleibt am Markt aktiv“, hieß es in der knappen Stellungnahme.

Österreichs Privathaushalte sind stark im Franken verschuldet. Im vergangenen Jahr waren 26 Mrd. Euro an Frankenkrediten von privaten Haushalten ausständig, auf Firmen entfielen 5 Mrd. Euro. Bei einer Frankenaufwertung steigt die Deckungslücke, 2015 lag die Lücke bei rund 6 Mrd. Euro.

Sie will verhindern, dass sich der Franken zum Euro weiter aufwertet - denn ein starker Franken ist Gift für die exportorientierte Schweizer Wirtschaft. Entsprechend besorgt zeigte sich Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann. „Dies bedeutet für die Exportbranche eine Belastung. Auswirkungen auf den Konjunkturverlauf sind denkbar“, warnte er.

Doch die Maßnahmen der SNB zeigten zunächst Wirkung: Der Euro stabilisierte sich im Tagesverlauf bei über 1,08 Franken. Zuvor hatte die Gemeinschaftswährung deutlich an Boden verloren und war bis auf 1,0626 Franken abgerutscht - der tiefste Stand seit August 2015. Das war der stärkste Kursrückgang seit der Aufhebung des Mindestkurses Anfang 2015.

Es ist das zweite Mal innerhalb dieser eineinhalb Jahre, dass die Währungshüter ihre Eingriffe am Markt öffentlich machen. Zuletzt geschah das vor etwa einem Jahr, als der Euro im Zuge der Griechenland-Krise deutlich an Wert verlor. Für gewöhnlich äußert sich die Notenbank nicht zu ihren Interventionen, betont aber laufend ihre Handlungsbereitschaft.

Der Franken gilt als „sicherer Hafen“ und ist daher bei Anlegern in turbulenten Zeiten besonders gefragt. Bereits in den Wochen vor der Abstimmung hatte die Schweizer Währung deutlich zugelegt.

Unter Experten gelten die Devisenmarktinterventionen als erste Verteidigungslinie der Währungshüter. Sie kaufen dabei andere Währungen wie den Euro - um so den Franken zu schwächen.

Eine weitere Senkung des bereits rekordtiefen Leitzinses von minus 0,75 Prozent erwarten Marktbeobachter vorerst nicht - obwohl die SNB das nicht ausgeschlossen hatte. „Es würde mich überraschen, wenn die Nationalbank heute außer Interventionen etwas anderes machen würde“, sagte Thomas Stucki von der St. Galler Kantonalbank. „Entscheidend ist nicht, wo der Franken heute Abend steht. Entscheidend ist, wo der Franken in einer Woche steht.“ Eine Zinssenkung würde nach Einschätzung von IG-Bank-Analyst Andreas Ruhlmann wenig effizient sein. Denn Anleger sorgten sich derzeit mehr um Sicherheit als um Rendite. Zudem seien die Renditen rund um den Globus extrem niedrig.

Die Ökonomen der UBS gehen davon aus, dass die Unsicherheit an den Märkten den Franken auch in den nächsten Monaten stärken dürfte. „Darunter dürften die Schweizer Exporte, der Tourismus und der Schweizer Finanzsektor am meisten leiden“, erklärten sie. Bei einer Normalisierung der Lage dürfte sich die Konjunktur jedoch rasch wieder erholen. Auch die Analysten von BAK Basel und der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich gehen von negativen Folgen für die Schweizer Wirtschaft aus.

~ WEB http://www.snb.ch/de/ ~ APA325 2016-06-24/12:06