Brexit - Gelassenheit in britischem Supermarkt in Wien
Wien (APA) - Wer gedacht hat, dass Briten, die in EU-Staaten außerhalb des Vereinigten Königreichs leben, automatisch gegen den Brexit sein ...
Wien (APA) - Wer gedacht hat, dass Briten, die in EU-Staaten außerhalb des Vereinigten Königreichs leben, automatisch gegen den Brexit sein müssen, hat sich zumindest im Wiener Freihausviertel getäuscht. Im britischen Supermarkt „Bobby‘s Foodstore“ nahm es Nick Goodridge ausgesprochen gelassen. „Ich dachte, es geht deutlicher für Brexit aus“, sagte er.
Goodridge, der aus Cambridge kommt, aber schon in halb Europa gelebt hat und nun im Bobby‘s Foodstore beschäftigt ist, rechnete mit 55:45 Prozent pro Brexit. Er selbst sei für den Austritt aus der EU gewesen, bekannte er im APA-Gespräch. „Zwei Argumente: Der Demokratiemangel in der EU und das Problem mit der massiven Migration. Ich habe ein kleines Häuschen in einer Gemeinde nördlich von Cambridge, wirtschaftlich prosperierend. Die demografischen Verhältnisse in der Gegend haben sich in den vergangenen zehn Jahre komplett verändert. Verstehen sie mich nicht falsch, das sind keine schlechten Leute, die da zugezogen sind“, schilderte er.
Das Problem sei, dass zwar manche Regionen wie Schottland oder die Londoner Gegend von der EU profitiert hätten, konstatierte Goodridge. „Aber die kleinen Leute im Land? Die haben genau keinen Vorteil durch die EU gehabt.“
Sorgenfalten zeigten sich auf Goodridges Stirn allerdings bei der Frage nach der Zukunft Großbritanniens. „Das ist der Nachteil von Brexit. Schottland wird sicher ein neues Referendum zum Austritt aus dem Königreich starten“, meinte der Wahlwiener. Und wirtschaftlich? „Das ist eine ganz schwierige Frage. Ich habe einmal in Australien gelebt. Viele Australier sind eigentlich ganz schön angefressen auf uns, weil sie sich vernachlässigt fühlen. Stärkere Bindungen zu den Commonwealth-Staaten sind sicher ein Gebot der Stunde“, sagte Goodridge. „Ich glaube, das ist eine große Chance.“