Fußball-EM: Deutschland will Kurs wahren - Slowakei als Zwischenstopp

Lille (APA/dpa) - Die Erinnerungen sind noch jung. Die Fußball-Nationalteams von Deutschland und der Slowakei standen sich vor nicht einmal ...

Lille (APA/dpa) - Die Erinnerungen sind noch jung. Die Fußball-Nationalteams von Deutschland und der Slowakei standen sich vor nicht einmal einem Monat gegenüber. Mit einem 3:1-Sieg düpierten die Slowaken den Weltmeister in einer freundschaftliche Regenschlacht in Augsburg. Am Sonntag (18.00 Uhr) stehen sich die Mannschaften im EM-Achtelfinale in Lille in einem weit wichtigerem Spiel erneut gegenüber.

An einem Erfolg Deutschlands wird im Land des Titelmitfavoriten nicht gezweifelt. Mehr als die Slowakei beschäftigte die Öffentlichkeit schon das mögliche Viertelfinale gegen Italien oder Titelverteidiger Spanien. Das Selbstvertrauen war auch im Lager des DFB selbst groß. „Ich habe wieder ein gutes Gefühl. Die Mannschaft weiß, worauf es wirklich ankommt“, sagte Mittelfeldspieler Sami Khedira.

Seit Joachim Löw als Bundestrainer arbeitet (2006), hat Deutschland bei Turnieren immer mindestens das Halbfinale erreicht. Das soll sich auch in Frankreich nicht ändern. Während sich die Kicker am Donnerstag einen freien Tag gönnten, analysierte der Betreuerstab den kommenden Gegner. „Die Spannung ist da“, bekannte Löw, der ein weiteres Mal unter Erfolgsdruck steht. „Bei den Slowaken wissen wir schon, was auf uns zukommt“, wusste er aber zu berichten.

Der 56-Jährige erwartet die Slowaken ähnlich wie vor der EM. Die Osteuropäer haben zwar mit Peter Pekarik, Dusan Svento und Robert Mak angeschlagenen Spieler zu beklagen, wollen aus einer sicheren Defensive aber wie beim Unwetterspiel in Augsburg, als Deutschland Stammkräfte schonte, Nadelstiche setzen. Auch das 0:0 gegen England zum Gruppen-Abschluss hat den EM-Debütanten in seinem Glauben bestärkt, gegen internationale Topteams mithalten zu können.

Trainer Jan Kozak setzt nun darauf, dass seine Mannschaft befreit aufspielen kann. „Wir haben diesmal den Vorteil, dass auf uns kein Druck mehr lastet, nachdem wir unser Ziel, das Achtelfinale, schon erreicht haben“, bemerkte er. An der Favoritenrolle ließ Kozak keine Zweifel: „Deutschland ist Weltmeister und hat seine Gruppe ohne Gegentor gewonnen, das sagt alles.“

Bei ihrer ersten EM-Teilnahme seit der Unabhängigkeit 1993 bauen die Slowaken auf ihren Strategen Marek Hamsik. Dem Profi von SSC Napoli gelang gegen England zwar wenig, er kann dennoch den Unterschied ausmachen. Ob ein Hamsik reicht, um den deutschen Abwehrbeton zu durchbrechen, bleibt dennoch abzuwarten. Auch, wenn der Weltmeister womöglich Jerome Boateng vorgeben wird müssen. Der Innenverteidiger laboriert an einer Muskelblessur in der Wade.

Angesichts des voraussehbaren schwierigen Turnierweges wird Löw bei Boateng kein Risiko eingehen. Der Bayern-Profi ist wie die anderen Weltmeister Sami Khedira und Mesut Özil außerdem von einer Viertelfinal-Sperre bedroht. Das Trio müsste bei einer zweiten Gelben Karte im Turnierverlauf in der folgenden Partie aussetzen. Die Verwarnungen verfallen erst nach dem Viertelfinale.

Das EM-Achtelfinale ist das elfte Duell beider Nationen. In sieben Partien verließ Deutschland den Platz als Sieger, dreimal jubelten die Slowaken. Das 1:3 in Augsburg war zugleich die höchste deutsche Niederlage. Nachdem Mario Gomez die Hausherren in Führung gebracht hatte, waren Marek Hamsik, Michael Duris und Juraj Kucka die slowakischen Torschützen. Seitdem haben die Deutschen in vier Spielen keinen Gegentreffer hinnehmen müssen - erstmals wieder seit 2009. Tormann Manuel Neuer erkannte: „So lange die Null steht, kommst du weiter.“