Gesellschaft

Zittern um Forschungsmillionen

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Für drei Tiroler Forschungskonsortien ist kommenden Donnerstag der Tag der Wahrheit. Dann entscheidet sich in Wien, ob sie ihre Arbeit 2017 weiterführen bzw. starten können.

Von Gabriele Starck

Innsbruck –Die Nervosität ist groß. Immerhin liegt ein Jahr harter Arbeit hinter den Antragstellern. Und immerhin geht es um zweimal vier Jahre angewandte Forschung, die mit einem zweistelligen Millionenbetrag von der öffentlichen Hand und der Wirtschaft finanziert wird.

Zehn Anträge auf Bewilligung eines K1-Forschungszentrums liegen bei der Fördergesellschaft FFG in Wien. Maximal sieben davon werden auserwählt werden. Unter den zehn Anträgen sind auch drei, die überwiegend von den Innsbrucker Unis getragen werden (siehe Kasten). Die Medizin-Uni bringt ihre angewandte Gefäßforschung ins Spiel, das in Dornbirn beheimatete Textilchemie-Institut der Uni Innsbruck möchte die Materialforschung und -entwicklung weiterbringen und das bestehende K1-Zentrum AlpS – Hauptträger ist ebenfalls die Uni Innsbruck – strebt eine weitere Förderperiode an.

Wer glaubt, dass bei sieben möglichen Bewilligungen die Chancen für die drei Tiroler Uni-Projekte gut stehen, könnte sich täuschen. Denn bislang ist Westösterreich bei den Comet-Zentren zahlenmäßig sehr schlecht ausgestiegen. Abgeräumt haben vor allem die Steiermark, Ober- und Niederösterreich. Das hänge auch damit zusammen, dass „Ostösterreich über eine viel stärkere Lobby in Wien verfügt als Westösterreich“, ärgert sich AlpS-Geschäftsführer Eric Veulliet.

Denn natürlich ist für das Auswahlverfahren mitentscheidend, wie sehr das jeweilige Bundesland hinter dem Projekt steht und seinen Teil dazu beiträgt. „Natürlich unterstützen wir jeden Tiroler Antrag“, betont die Wirtschafts-Referentin in der Landesregierung, Patrizia Zoller-Frischauf. Sie macht im TT-Gespräch aber auch kein Hehl daraus, dass ihr persönlich vor allem am Medizin-Projekt rund um den Neurologen Stefan Kiechl und den Internisten Herbert Tilg viel liegt. Auch Textilchemie-Chef Thomas Bechtold weiß die Vorarlberger Landesregierung hinter sich. Schon deshalb, weil der Anstoß für das Forschungszentrum aus der Industrie selbst gekommen sei, sagt er. Das ist ein Vorteil: Starke Industriepartner sind in Wien das vordergründig ausschlaggebende Argument. Dessen ist sich auch Herbert Tilg bewusst. Trotz eines sehr gelungenen Hearings stehe man doch in harter Konkurrenz zu industrielastigeren Projekten, meint er.

Die drei Tiroler Bewerberprojekte für K1-Zentren

AlpS.

Das „AlpS — Centre for Climate Change Adaptation" mit dem Hauptträger Uni Innsbruck und rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gibt es seit dem Jahr 2003. Zunächst befasste sich AlpS mit dem Risikomanagement in den Alpen. Seit der derzeit laufenden K1-Förderperiode, die noch bis Ende dieses Jahres dauert, dreht sich alles um Klimawandel-Anpassungsstrategien. 25 neue Großprojekte sind mit den bisherigen und mit neuen Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft für die nächste Periode geplant. Davon abgesehen bietet AlpS auch schon Dienstleistungen etwa für Gemeinden an.

T

extile.

Projektbetreiber ist das Dornbirner Forschungsinstitut für Textilchemie und Textilphysik, das zur Uni Innsbruck gehört. Das Projekt umfasst drei Forschungs- und Entwicklungsbereiche. 1) Leichtbauanwendungen, Textilbeton oder Aluminium-Textil-Hybridmaterialien. 2) Die Integration von Sensoren oder elektronischen Funktionselementen in textile Strukturen wie z. B. ein T-Shirt, das Herz-Rhythmusstörungen anzeigt. Partner sind u. a. Kapsch und die Medizin-Uni Innsbruck. 3) Hier geht es um Hochleistungstextilien, wobei eng mit den Innsbrucker Sportwissenschaften zusammengearbeitet wird.

VASCage.

Im Fokus des bereits bestehenden K-Zentrums der Neurologie, Inneren Medizin und Pädiatrie der Medizin-Uni Innsbruck unter der Projektleitung des Neurologen Stefan Kiechl steht die Erforschung von altersbedingten Veränderungen in der Gefäßwand. Geht es nach den Projektbetreibern, soll VASCage nun auf die höhere Stufe eines K1-Zentrums gehoben werden. Ziel des Zentrums ist es, das Verständnis arteriosklerotischer Prozesse zu erhöhen, Therapie und Rehabilitation von Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten zu verbessern sowie technologische Entwicklungen in diesem Zusammenhang.