Papst begann Armenien-Besuch: Neuerliche Völkermord-Verurteilung?
Eriwan/Vatikanstadt/Ankara (APA/dpa/AFP/KAP) - Papst Franziskus ist am Freitag zu einem dreitägigen Besuch in Armenien eingetroffen. Zu sein...
Eriwan/Vatikanstadt/Ankara (APA/dpa/AFP/KAP) - Papst Franziskus ist am Freitag zu einem dreitägigen Besuch in Armenien eingetroffen. Zu seinem Besuchsprogramm zählen ein Gebet an der Gedenkstätte Zizernakaberd in der Hauptstadt Eriwan, die den Opfern der Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich vor 101 Jahren gewidmet ist. Es war offen, ob der Papst die Massaker erneut als „Völkermord“ einstufen würde.
Das hatte er im April 2015 getan hatte. Die Türkei hatte daraufhin ihren Botschafter kurzzeitig aus dem Vatikan abberufen. Nach armenischen Angaben starben bei den Massakern im damaligen Osmanischen Reich zwischen 1915 und 1917 rund 1,5 Millionen Armenier. Nach armenischer Zählung haben bereits 27 Länder das Massaker als Genozid bezeichnet, darunter neben den USA, dem Vatikan und Frankreich zuletzt auch Deutschland. Die Türkei reagierte scharf auf die Resolution des Bundestags vom 2. Juni. Sie selbst spricht von einem Bürgerkrieg mit Opfern auf beiden Seiten.
In einer Videobotschaft an die Armenier wiederholte das Oberhaupt der katholischen Kirche den Begriff Völkermord nicht mehr. Er komme in das Land, weil die „Ereignisse“ in der Geschichte des armenischen Volks bei ihm „Bewunderung und Schmerz“ auslösten, sagte Franziskus am Mittwoch.
Armenien gilt als weltweit erste christliche Nation. Als erstes Land der Welt erhob Armenien Anfang des vierten Jahrhunderts das Christentum zur Staatsreligion. 90 Prozent der Bevölkerung gehören der armenisch-apostolischen Kirche an, weniger als zehn Prozent sind Katholiken. Franziskus rief die Christenheit angesichts weltweiter Bedrohungen zur Einheit auf. „Die Welt ist leider gezeichnet von Spaltungen und Konflikten (...), und erwartet von den Christen ein Zeugnis gegenseitiger Achtung und brüderlicher Zusammenarbeit“, sagte Franziskus am Freitag einem im Voraus verteilten deutschen Redemanuskript zufolge.
Präsident Serzh Sarksyan (Sersch Sargsjan) empfing ihn mit militärischen Ehren am Flughafen in Eriwan. Später war ein Gespräch des Papstes mit dem Präsidenten geplant. Auf dem Flug nach Eriwan rief der Papst die Europäer angesichts des Brexit-Votums der Briten für einen Ausstieg aus der EU zu bedachtem Handeln auf. „Das erfordert von uns allen eine große Verantwortung“, sagte er italienischen Medien zufolge.
Die Straßen von Eriwan erstrahlen zum Papstbesuch in Gelb-Weiß und Violett - den Farben des Vatikans und der Armenischen Kirche. Bei Sonnenschein erwarteten zahlreiche Schaulustige den Papst am Kirchensitz in Etschmiadsin vor den Toren der Hauptstadt.
Dort würdigte Franziskus Armenien als die erste christliche Nation der Welt. „Ich betrachte es als ein kostbares Geschenk Gottes, dass ich zu diesem heiligen Altar treten darf, von dem aus das Licht Christi in Armenien aufleuchtete“, sagte er beim Treffen mit dem Kirchenoberhaupt Katholikos Karekin II.. Das Christentum wurde in Armenien nach der Überlieferung schon im Jahre 301 Staatsreligion, das Römische Reich folgte erst im Jahre 380.
Zuletzt hatte 2001 Papst Johannes Paul II. die Kaukasusrepublik besucht. Karekin lobte brüderliche Beziehungen der beiden Kirchen. Armenien erinnere sich mit Dankbarkeit an die „historische Predigt, die den Genozid verurteilte“, sagte er einer Mitschrift zufolge. Für den Papst stand auch noch ein Besuch im Kloster Chor Virap mit Blick auf den Berg Ararat in der Türkei auf dem Programm.