Brexit - Auslandsösterreicher 6: Bürokratische Hürden befürchtet

Wien/London (APA) - Aufgrund des Ausscheidens Großbritanniens aus der EU rechnet die seit 20 Jahren in Großbritannien lebende Auslandsösterr...

Wien/London (APA) - Aufgrund des Ausscheidens Großbritanniens aus der EU rechnet die seit 20 Jahren in Großbritannien lebende Auslandsösterreicherin Marianne Auer mit erheblichen bürokratischen Schwierigkeiten für sich und ihre Familie.

„Ich weiß nicht, was der Austritt aus der EU für meine Zukunft bedeutet, ob nach 20 Jahren des Steuerzahlens ein einfacher Stempel im Pass genügen wird, um problemlos bleiben zu können, oder ob ich eventuell die britische Staatsbürgerschaft annehmen muss. Tue ich Letzteres, bedeutet das, dass ich nicht mehr ohne Weiteres in Österreich leben kann, falls ich doch wieder einmal zurückwill“, berichtet die gebürtige Wienerin in einem E-Mail an die APA vom Freitag von den bevorstehenden Komplikationen.

Weitere Befürchtungen hat die mit einem Briten zusammenlebende Frau für die beiden gemeinsamen Kinder. Während ihre Tochter geborene Britin ist, besitzt ihr Sohn aufgrund der Regelungen zur Zeit seiner Geburt die österreichische Staatsbürgerschaft, da die Eltern nicht verheiratet waren.

„Nun muss ich also für meinen Sohn, der eigentlich stolz darauf ist, einen österreichischen Pass zu haben, um die britische Staatsbürgerschaft ansuchen. Das geht aber erst, wenn er dreizehn Jahre alt ist, bis dahin ist GB aber wahrscheinlich schon aus der EU ausgetreten“, beklagt Auer in ihrem Schreiben. Sie und ihr Lebensgefährte müssten heiraten, damit das Kind sofort um die britische Staatsbürgerschaft ansuchen kann. „Bleibt mein Sohn jedoch Österreicher, so kann er hier nur dann studieren, wenn er höhere Studiengebühren für Ausländer bezahlt.“

Die Auslandsösterreicherin gab sich auch entsetzt über den Ausgang des Brexit-Referendums. Sie sieht als Grund für die Entscheidung vor allem mangelnde Information in der britischen Bevölkerung und das Schüren von Ängsten durch die Brexit-Befürworter. „Der Großteil der Briten, die für Brexit stimmten, ließ sich von extrem rechten Panikmachern wie Nigel Farage (Chef der EU-feindlichen Partei UKIP, Anm.) mit dem Immigrantenthema (Migration von EU-Bürgern nach Großbritannien, Anm.) breitschlagen. (...) Farage (konnte) mit seiner Hasspropaganda Wähler auf seine Seite bringen, indem er ihnen vormachte, dass EU-Bürger einfach nach Lust und Laune nach Großbritannien übersiedeln und hier gleich um Arbeitslosengeld ansuchen und den steuerzahlenden Briten auf der Tasche liegen können.“

Auer ist auf jeden Fall beunruhigt über die Zukunft - auch der Europäischen Union: „Ich habe schon ein bisschen Angst vor dem, was uns noch erwartet. Und auch davor, was die EU erwartet, denn andere Staaten werden vielleicht dem britischen Beispiel folgen wollen.“