Großkatzensprung für den englischen Tiger
Triumph hat seiner Tiger Explorer für das heurige Jahr ein umfassendes Update spendiert. Mit im Gepäck: allerhand neue Technik.
Von Lukas Letzner
Wattenberg – Ein paar Jahre hatte die Triumph Tiger jetzt schon auf dem Buckel. Ein paar Jahre, in denen die Konkurrenz nicht geschlafen hat. Dass die Engländer ihrer großen Raubkatze für heuer daher ein umfassendes Update spendierten, verwundert wenig. Dafür ist die Tiger Explorer jetzt sogar in sechs unterschiedlichen Varianten orderbar. Wir haben sie uns in der XRt-Ausführung kürzlich für einen Test ausgeborgt.
Es ist schon sehr viel Motorrad, auf das man trifft, wenn man vor der Tiger steht. Das war früher schon so, und das hat sich auch im heurigen Modelljahr nicht geändert. Doch so wuchtig der Auftritt der englischen Großkatze auch sein mag, sobald man auf ihr Platz nimmt, fühlt man sich (dank drei unterschiedlich hohen Sitzbänken) zuhause. Als Fahrer thront man auf ihr äußerst angenehm, mit aufrechtem Oberkörper und entspanntem Kniewinkel. Trotz einer Armada an Assistenzsystemen, angefangen vom adaptiven Fahrwerk über einen Tempomaten bis hin zur Traktionskontrolle, die alle über den Lenker zu handhaben sind, fällt die Bedienung äußerst intuitiv und kinderleicht. In unserem Fall war die Tiger zudem mit einer höhenverstellbaren Touringscheibe ausgestattet, die vor allem bei schmäleren Fahrern den Körper und den Kopf komplett vom Fahrwind befreit.
Das echte Highlight ist allerdings der Reihen-Dreizylinder der Tiger. Der Drilling presst aus seinen 1215 ccm ordentliche 137 PS und stemmt maximal 123 Nm auf die Kardanwelle. Schon auf den ersten Metern überzeugt er mit extremer Laufruhe, hängt seidenweich am elektronischen Gasgriff und entfaltet die Kraft konstant über das gesamte Drehzahlband. Schnell macht das Aggregat Lust auf mehr, also ab in Richtung Süden.
Im Sport-Modus spannt der Tiger seine Muskeln, das Fahrwerk wird etwas härter, die Elektronik regelt später und der Drilling geht etwas energischer ans Werk. Dennoch gibt sich die Explorer manierlich, und man hat nie das Gefühl, etwas nicht unter Kontrolle zu haben. Trotz des hohen Gewichts von 254 kg lässt sich die Explorer problemlos durch enge Kurven zirkeln. Sehr exakt zieht sie ihre Bahn, als würde sie einer vorgegebenen Linie folgen. Ein Großteil des Wohlfühlfaktors geht auf das Konto des elektronisch geregelten Fahrwerks. Es hält das Heck selbst bei starken Bremsmanövern gekonnt am Boden, und auch wenn man die Drosselklappen energisch aufreißt, gibt sich das Fahrwerk keine Blöße. Das Vorderrad hebt so gut wie nie ab, es gibt kein Pumpen – Fahrwerksbalance auf höchstem Niveau. Wenn es einmal nass werden sollte oder man gerne die befestigte Straße verlässt, dann stehen dem Fahrer ein Rain- und ein Offroad-Modus zur Verfügung. Mit ihnen lassen sich Traktionskontrolle, Federbeine und Ansprechverhalten des Drillings regeln.
Wer die neue Tiger in seiner Garage unterbringen möchte, muss mindestens 17.200 Euro mitbringen. Vor der Konkurrenz muss man sich aber sicher nicht fürchten.