Brexit - Zweites Opfer ist der britische EU-Kommissar

London (APA/Reuters/AFP) - Die Entscheidung der Briten aus der EU auszutreten hat - nach dem Rücktritt des britischen Premiers David Cameron...

London (APA/Reuters/AFP) - Die Entscheidung der Briten aus der EU auszutreten hat - nach dem Rücktritt des britischen Premiers David Cameron - ein zweites prominentes Opfer gefordert. Der für den Finanzmarkt zuständige britische EU-Kommissar Jonathan Hill hat sein Amt niedergelegt. Seine Agenden übernimmt der für den Binnenmarkt zuständige lettische Vizepräsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis.

Zugleich betonte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, dass für einen anderen britischen EU-Kommissar die Türen offen stünden. Die britische Regierung hat das Recht, diesen zu nominieren, solange das Land EU-Mitglied ist. Es liegt aber in Junckers Ermessen, welche Aufgaben er dem neuen Kommissionsmitglied zuweist. Cameron dürfte die Nominierung seinem Nachfolger als Premierminister überlassen, der spätestens bis Oktober feststehen soll.

Hill will in den kommenden Wochen noch eine geordnete Übergabe seines Aufgabengebiets ermöglichen. Nach dem Votum könne er aber als EU-Kommissar nicht einfach so weitermachen, als sei nichts geschehen, erklärte Hill am Samstag in Brüssel. Die Entscheidung der Briten habe ihn „sehr enttäuscht“. „Ich hätte mir einen anderen Ausgang gewünscht“, hieß es in der Erklärung weiter. Doch „die britische Bevölkerung hat anders entschieden, und so funktioniert Demokratie nun einmal.“

Das frühere Mitglied des House of Lords arbeitete seit 2014 für die EU-Kommission. Er sei ursprünglich als EU-Skeptiker nach Brüssel gekommen, erklärte Hill, doch habe sich seine Ansicht im Laufe der Zeit geändert: „Allen Frustrationen zum Trotz war unsere Mitgliedschaft gut für unseren Platz in der Welt und gut für unsere Wirtschaft“.

Hill war bereits von Abgeordneten zum EU-Parlament aufgefordert worden, den sensiblen Bankenbereich aufzugeben. Dieser wird in den Austrittsverhandlungen zwischen EU und Großbritannien einen wichtigen Bereich ausmachen. Der für Banken zuständige EU-Kommissar hat eine Schlüsselrolle bei der Bankenregulierung, die über den Zugang des riesigen britischen Finanzsektors zur Eurozone entscheidet.

Die Zuteilung der Banken-Agenden an Hill im Jahr 2014 war als Friedensangebot von Juncker an Cameron gedeutet worden. Cameron hatte versucht, die Nominierung Junckers als EU-Kommissionspräsident zu verhindern. Banker der Eurozone, die sich gegen die Dominanz Londons im Finanzsektor wehrten, hatten die Entscheidung einen Briten zu nominieren mit Skepsis beäugt.