Tiroler ÖFB-Kicker Hinterseer: „Es ist ein schmaler Grat“
Lukas Hinterseer, Tirols zweiter EURO-Starter, ist auch wieder in der Heimat gelandet. Der 25-jährige Ingolstadt-Legionär hat schon wieder die WM-Qualifikation im Visier.
Von Alex Gruber
Innsbruck, Kitzbühel –Die Geschichte ist bekannt – von der harten Holzbank des FC Lustenau und nach einem weiteren Zweitliga-Gastspiel bei der Vienna wurde Lukas Hinterseer im Winter 2012/13 vom damaligen Wacker-Coach Roli Kirchler zurückbeordert. Er avancierte in Innsbruck zur Bundesliga-Säule und zum ÖFB-Teamspieler, ehe er beim deutschen Zweitligisten FC Ingolstadt angeheuert hat. Mit dem „Audi-Klub“ löste er gleich in der ersten Saison als bester Vereinsschütze (neun Tore) den Aufstieg und schloss in der letzten Saison in einem starken Frühjahr mit sechs Toren in der deutschen Bundesliga ab.
Soll so einer enttäuscht sein, weil er bei der EURO nur einmal – in der 85. Minute bei der Nullnummer gegen Portugal – zum Einsatz kam? Die Antwort könnte man mit einem Verlauf des Marktwertes von Hinterseer erklären: Der lag zu Vienna-Zeiten Ende 2012 bei kolportierten 150.000 Euro und schnellte nach der ersten Bundesliga-Saison in Deutschland auf zwei Millionen in die Höhe.
„Schön, dass ich wenigstens ein paar Einsatzminuten hatte. Und dann gleich gegen Portugal und Ronaldo. Ohne Einsatz wäre es natürlich etwas anderes gewesen“, sinnierte Hinterseer, der nach dem EURO-Aus in Kitzbühel neben Freundin Vicky und dem gemeinsamen Labrador-Beagle-Mischling Louie entspannt. Schön langsam kehren auch die Geister wieder zurück. „Ich muss zugeben, am Anfang war ich ziemlich planlos. Da tingelst du monatelang zwischen Hotelzimmern hin und her, bist wochenlang und noch vor ein paar Tagen voll auf Spannung und dann ist auf einmal alles vorbei“, erklärt der 25-jährige Offensivspieler die Härte des Geschäfts und eines Verdrängungswettbewerbes, der in aktiven Tagen nicht abreißen wird. Folglich: „Ich möchte bei Ingolstadt wieder Gas geben, damit ich auch wieder Teil des ÖFB-Teams bei der WM-Quali bin.“
Hinterseer – „ich bin zufrieden, alles gut“ – denkt einfach von Tag zu Tag. Ein Gespräch mit Ingolstadts Neo-Coach Markus Kauczinski hat es nach dem EM-Aus schon gegeben, ein paar Läufe stehen im dreiwöchigen Urlaub auf dem Programm. Und die Verarbeitung des Erlebten: „Die nächsten Tage sollte das schon kommen, dass die EURO auch eine schöne Geschichte war. Ein Wahnsinn, was da von Planung, Organisation, Fans und allem geboten wird.“ In erster Linie zählt natürlich der Einsatz: „Ich war als Österreicher bei einer EURO, das können nicht so viele sagen ...“
Dass es innerhalb des Teams Reibereien gab, wischt Hinterseer vom Tisch: „Es hat überhaupt kein Problem in der Mannschaft gegeben. Es ist im Fußball immer gleich: Wenn’s läuft, ist man eine Familie und bei Misserfolg gibt’s halt auch Enttäuschungen.“ Aber, so Hinterseer: „Wenn Schöpf gegen Island das 2:1 macht, hätten wir am Samstag gegen Kroatien gespielt. Es ist ein schmaler Grat.“ Einer, den der Tiroler im Profigeschäft jetzt seit vielen Jahren kennt: „Mein Aufgabe ist es, gute Trainingsarbeit zu liefern und weiter meinen Job zu machen.“ Zunächst darf es ein bisschen Urlaub sein.