Gefechtsspuren als Erinnerung an Israels Befreiungsaktion in Entebbe
Entebbe/Jerusalem (APA/AFP) - Im Tiefflug glitten die Maschinen mit israelischen Elitetruppen über den aufgewühlten Viktoriasee zum Flughafe...
Entebbe/Jerusalem (APA/AFP) - Im Tiefflug glitten die Maschinen mit israelischen Elitetruppen über den aufgewühlten Viktoriasee zum Flughafen Entebbe. Dort befreiten sie Flugpassagiere, die eine Woche zuvor, am 27. Juni 1976, von deutschen und palästinensischen Luftpiraten entführt wurden. Zum 40. Jahrestag der Operation Entebbe wollen Uganda und Israel ihre inzwischen erreichte Aussöhnung vertiefen.
Regierungschef Benjamin Netanyahu betrauert dabei zugleich einen ganz persönlichen Verlust. Sein älterer Bruder Jonathan leitete als Oberstleutnant die 29-köpfige Eingreiftruppe. Als einziger der insgesamt rund hundert auf dem ugandesischen Flughafen gelandeten israelischen Soldaten, kam er bei der ansonsten höchst erfolgreichen Aktion ums Leben. Binnen 90 Minuten wurden die in einem Terminal festgehaltenen Geiseln befreit und ausgeflogen. Am Todestag seines Bruders, dem 4. Juli, wird Benjamin Netanyahu erstmals Entebbe besuchen.
Das Drama begann in Athen, als die schwer bewaffneten Luftpiraten, zwei deutsche Gründungsmitglieder der Revolutionären Zellen und zwei palästinensische Linksextremisten, an Bord des Airbus der Air France stiegen, der auf dem Weg von Tel Aviv nach Paris zwischengelandet war. In Entebbe, wo das Terrorkommando offensichtlich in der Gunst von Diktator Idi Amin stand, stießen weitere palästinensische Kämpfer hinzu.
Ihr Wortführer, der Deutsche Wilfried Böse, sonderte persönlich die jüdischen von den rund 150 nicht-jüdischen Passagieren. Letztere kamen frei, die verbliebenen 91 Geiseln wurden gemeinsam mit den zwölf Besatzungsmitgliedern in einer Transithalle gefangen gehalten. Ziel war, 53 „politische Gefangene“ in Europa freizupressen.
„Die Befreiungsaktion war schwierig, weil wir kaum Zeit zur Vorbereitung hatten. Aber das Ultimatum lief unerbittlich ab“, erinnert sich Amir Ofer, damals als Oberstabsfeldwebel dabei und heute ein Geschäftsmann, der Entebbe zur Vorbereitung des 40. Jubiläums besucht. Dabei soll eine Gedenkstätte eingeweiht werden, die auch die konservierten Einschusslöcher und Gefechtsspuren im alten Terminal des Hauptstadtflughafens südlich von Kampala einbezieht.
Nach ihrem 3.500 Kilometer langen Anflug hatten sich die Israelis über Funk als regulär später erwartete Linienmaschinen ausgegeben. „Wir landeten in tiefer Dunkelheit kurz nach Mitternacht, wurden nicht als feindliche Kraft erkannt und schwärmten sofort aus, um die Transithalle zu stürmen“, erzählt Ofer.
Bei dem Überraschungseinsatz wurden alle sieben Entführer getötet, aber auch 20 ugandesische Soldaten, mehrere Zivilisten und versehentlich auch drei Geiseln. In Entebbe stationierte Kampfflugzeuge, ein Viertel der ugandesischen Luftwaffe, wurden während der Operation am Boden zerstört, um den Rückzug zu sichern. Aus Rache befahl Idi Amin die Ermordung einer 75-jährigen israelischen Passagierin, die in einem Krankenhaus von Kampala behandelt wurde.
So tief verfeindet die beiden Länder einst waren, gehört Uganda inzwischen zu einer Reihe von afrikanischen Staaten, mit denen Israel engere politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit anstrebt. Die in vier Länder führende Afrika-Reise von Ministerpräsident Netanyahu Anfang Juli wird die erste eines israelischen Regierungschefs sein, seit Yitzhak Rabin 1994 das marokkanische Casablanca besuchte.
An dem Besuch in Entebbe knüpft Bonifence Byamukama vom Tourismusverband Ugandas die Hoffnung auf eine wachsende Zahl israelischer Besucher: „Dazu gehört eben auch das Denkmal mit den Einschusslöchern in den Wänden.“
Der israelische Bauunternehmer Alex Davidi, der als Unteroffizier an der Befreiungsaktion teilnahm, ist ebenfalls zur Vorbereitung des Gedenkens nach Entebbe gekommen. „Diese Operation hat sich tief ins Gedächtnis aller Beteiligten eingegraben,“ sagt er.
Auch Idi Amins Sohn Jaffar, der 1976 erst zehn Jahre alt war, heißt die Veteranen der Kommandoaktion nun am Ort des Geschehens willkommen und konstatiert: „Das ist ein Zeichen der erreichten Aussöhnung.“