Israel und Türkei unternehmen neuen Anlauf zu Normalisierung

Tel Aviv/Rom (APA/dpa) - Nach sechs Jahren Eiszeit unternehmen Israel und die Türkei einen neuen Anlauf zu einer Normalisierung ihrer Bezieh...

Tel Aviv/Rom (APA/dpa) - Nach sechs Jahren Eiszeit unternehmen Israel und die Türkei einen neuen Anlauf zu einer Normalisierung ihrer Beziehungen. Delegationen beider Seiten trafen sich am Sonntag in Rom, um letzte Details eines umfassenden Versöhnungsabkommens auszuarbeiten, wie israelische Medien berichteten.

Israels Regierungschef BenjaminNetanyahuu kam am Sonntag ebenfalls zu einem Treffen mit US-Außenminister John Kerry in die italienische Hauptstadt. Dabei sollte es auch um den Konflikt mit den Palästinensern und die französische Nahost-Friedensinitiative gehen.

Netanyahu und der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan wollten israelischen Berichten zufolge an diesem Montag Details einer Einigung beider Länder verkünden. Bereits im Dezember hatten sich Vertreter beider Seiten bei verschiedenen offenen Fragen grundsätzlich geeinigt.

Unter anderem werde Israel für die bei der Erstürmung des Gaza-Hilfsschiffs „Mavi Marmara“ im Mai 2010 getöteten Menschen einen Ausgleich von umgerechnet knapp 19 Millionen Euro an die Opferfamilien zahlen, schrieb die israelische Nachrichtenseite ynet am Sonntag.

Israelische Soldaten hatten das unter der Flagge des Inselstaates Komoren fahrende Schiff aus der Türkei vor dem Gazastreifen geentert. Dabei waren zehn Türken getötet worden. Pro-palästinensische Aktivisten hatten trotz Warnungen versucht, eine von Israel verhängte Seeblockade des Gazastreifens zu durchbrechen.

Die Türkei sei bei den Verhandlungen von ihrer Forderung nach einer Aufhebung der seit zehn Jahren andauernden Blockade des Gazastreifens abgerückt, hieß es in den unbestätigten Medienberichten. Israel werde es dem ehemaligen Bündnispartner jedoch künftig ermöglichen, humanitäre Hilfsleistungen über den Hafen Aschdod in die palästinensische Enklave zu transportieren. Die Türkei könne im Gazastreifen zudem ein Kraftwerk, ein Krankenhaus und eine Wasserkläranlage bauen.

Im Rahmen des Abkommens werde die Türkei von Klagen gegen israelische Soldaten absehen. Die Botschafter beider Länder sollten außerdem zurückkehren und die Beziehungen wieder umfassend normalisiert werden, hieß es.

Die Eltern zweier israelischer Soldaten, die seit dem Gaza-Krieg vor zwei Jahren vermisst werden, hatten eine Rückführung ihrer Leichen im Rahmen der Vereinbarung gefordert. Die Türkei unterhält enge Beziehungen zur radikal-islamischen Hamas, die 2007 die Macht im Gazastreifen an sich gerissen hatte. Teil des Abkommens mit Israel sei es, dass die Hamas von türkischem Boden aus keine Angriffe auf den jüdischen Staat ausführen könne, schrieb die Zeitung „Haaretz“.

Für Montagmorgen ist in Rom zudem ein Treffen von Israels Ministerpräsident Netanjahu, der laut der Nachrichtenagentur Ansa am Sonntagnachmittag auf dem Hauptstadt-Flughafen Fiumicino gelandet war, und dem italienischen Regierungschef Matteo Renzi in dessen Amtssitz Palazzo Chigi geplant.