Gutes tun in einer bösen Welt
Mit „Maria Stromberger – Kann man nach Auschwitz noch glauben“ würdigen Anita Lackenberger und Gerhard Mader eine beinahe vergessene Heldin des NS-Widerstandes.
Innsbruck –Der Blick aus dem Fenster war Maria Stromberger von ihrem Arbeitgeber verboten worden. Das, was sich nur wenige Meter entfernt zutrug, war tabu. Stromberger war Stationsschwester im SS-Hospital von Auschwitz. 1942 hatte sie sich freiwillig zum Dienst in Sichtweite der NS-Todesfabriken gemeldet. Ehemalige Häftlinge hatten ihr von den Lagern erzählt. „Vielleicht kann ich auch etwas Gutes tun“, sagte sich die gläubige Krankenpflegerin. Und sie tat Gutes. Obwohl ihr der Zugang zum KZ verwehrt war, fand sie Wege, Häftlinge mit Essen und Medikamenten zu versorgen. Unter Einsatz ihres Lebens pflegte sie Verwundete und schmuggelte Informationen über die Lager nach draußen in eine Welt, die später nichts davon gewusst haben wollte. Für den Widerstand im Lager, der von politischen Häftlingen wie dem Österreicher Hermann Langbein organisiert wurde, war die Schwester eine Verbündete. Jenen, denen sie das Leben rettete, galt sie als „Engel von Auschwitz“. Gewürdigt wurde ihr Einsatz nach Kriegsende kaum: Gemeinsam mit Nazigrößen wurde sie interniert. Erst die Intervention Inhaftierter erwirkte ihre Freilassung. Sinnbildlich steht Strombergers weiteres Leben für Österreichs Umgang mit der NS-Zeit: Als Maria Stromberger 1957 starb, wurde keine Heldin des Widerstandes betrauert, sondern eine, deren Kontakte ins kommunistische Polen verdächtig erschienen.
Die Innsbrucker Filmemacher Anita Lackenberger (Regie, Buch) und Gerhard Mader (Kamera, Schnitt), deren Spielfilm „Vals“ 2014 auch internationale Beachtung fand, erzählen diese Geschichte im Dokumentarfilm „Maria Stromberger – Kann man nach Auschwitz noch glauben“ in behutsam inszenierten Spielszenen und unter Verwendung von eindrücklichem Archivmaterial nach. Der Film – ORF 2 zeigt ihn heute, 22.35 Uhr, im Rahmen von „kreuz und quer“ – geht alles Laute und Sensationsheischende ab. Auch darin ist er seiner Protagonistin ähnlich. Er sollte zum Rüstzeug künftiger Geschichtslehrer gehören. (jole)