Bezirk Reutte

Insolvenz über Festspielhaus eröffnet

© Big Dimension

Beim Festspielhaus Füssen wurden fast 50 Beschäftigte freigestellt, auch Außerferner sind betroffen. Der Geschäftsbetrieb endet morgen. Zwangsversteigerung und dauerhafte Schließung sind nicht auszuschließen.

Von Helmut Mittermayr

Füssen, Reutte –Sonntagabend floss so manche Träne. Die Garderobiere im Festspielhaus Füssen erlebt bereits die dritte Insolvenz des Hauses. Die Wiederaufnahme des Musicals Ludwig² im heurigen Sommer war ein voller Erfolg gewesen. 29 Vorstellungen, 30.000 Tickets verkauft, 75 Prozent Auslastung. Sonntagabend gab es ein letztes Mal stehende Ovationen für die Akteure – dann gingen die Lichter aus. Denn der Insolvenzverwalter Marco Liebler aus München kann vom Applaus allein keine Gläubiger bedienen. Die nackten Zahlen aus den verschiedensten Verpachtungen des Gebäudes sprechen eine andere Sprache. Daher ist das Insolvenz­verfahren über das Vermögen der Musiktheater Füssen Besitz GmbH &Co. KG am 1. September planmäßig eröffnet worden.

Als Gründe werden vom Gericht „Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung“ genannt. Bereits im Juli war die Eröffnung des Insolvenzverfahrens von der Eigentümerfamilie aus dem Allgäu eingeleitet worden (die TT berichtete).

Unterschiedlichste Interessenten hatten das Haus in den letzten Monaten gebucht. Vom Open-Air-Konzert über private Feste bis zum Publikumshit Ludwig² gingen starkbesuchte Events über die Bühne. Allein die Cirilo School of Dance brachte dort zweimal im Jahr Hunderte Außerferner „on stage“. Die Schließung des Gebäudes im September betrifft nun gleich mehrere Hochzeiten sowie die Veranstaltungen „Königsgala“ und „Die Zauberflöte“. Sie werden allesamt nicht am Ufer des Forggensees stattfinden. Bitter für Brautpaare, die seit Monaten ihren großen Tag dort ins Auge gefasst haben und nun kurzfristig umplanen müssen. Die Events wurden abgesagt, weil die Veranstalter vom Insolvenz­verwalter Rechtssicherheit für die Durchführbarkeit verlangten, er sie ihnen wegen fehlender finanzieller Mittel aber nicht geben konnte.

Liebler: „Aufgrund der jetzt nur noch gering vorhandenen Liquidität wird der Geschäftsbetrieb am 7. September ein- und die Mitarbeiter von der Arbeit freigestellt.“ Nach Angaben des Insolvenz­verwalters sind sieben Festangestellte betroffen. Im Festspielhaus haben aber auch viele Minijobber gearbeitet. Über 40 Beschäftigte verlieren nun die Arbeit. Unter ihnen auch Außerferner – von der Platzanweiserin bis zum Bühneninspektor. Das Festspielhaus Füssen hatte einer Handvoll Idealisten aus dem Bezirk Reutte in unterschiedlichster Weise Beschäftigung und Zubrot geboten.

Der Rechtsanwalt führt weiter aus, dass es bisher nicht – wie vor zwei Monaten noch hoffnungsfroh ins Auge gefasst – gelungen sei, das Theatergebäude zu verkaufen. Er hatte mit zehn Interessenten verhandelt. Nun seien nur zwei übriggeblieben, deren Finanzierung überzeugend erscheine. Mit einem werde in Kaufvertragsverhandlungen mit dem Ziel eingetreten, das Objekt bis Ende September veräußern zu können. Ansonsten drohe eine dauerhafte Schließung des Hauses und die Zwangsversteigerung.

Nebenschauplatz: Das Musical Ludwig² stand angesichts vorangegangener wirtschaftlicher Misserfolge anderer Produzenten auf einer soliden Basis. Das zunächst auf 75.000 Euro angelegte Crowdfunding hatte mehr als 165.000 Euro gebracht – und war damit das erfolgreichste Crowdfunding, das es je für ein Theaterprojekt in Europa gab.

Für Sie im Bezirk Reutte unterwegs:

Helmut Mittermayr

Helmut Mittermayr

+4350403 3043

Simone Tschol

Simone Tschol

+4350403 3042