Projekt „Bergsteigerdörfer“ trägt touristische Früchte
St. Jodok, Schmirn- und Valsertal, über die soeben ein neues Büchlein erschienen ist, setzen auf sanften Alpintourismus – durchaus mit Erfolg.
Von Michael Domanig
Vals, Schmirn –Naturnahen, sanften Alpentourismus zu fördern, ist erklärtes Ziel der Initiative „Bergsteigerdörfer“, die der Österreichische Alpenverein 2007 als Umsetzungsprojekt der Alpenkonvention ins Leben gerufen hat. 20 Orte in Österreich und einer in Deutschland gehören heute der kleinen, aber feinen Riege an – 2012 wurden auch St. Jodok und das Schmirn- und Valsertal aufgenommen. Sie stehen nun auch im Mittelpunkt eines brandneuen Büchleins in der Reihe „Alpingeschichte kurz und bündig“, herausgegeben vom Alpenverein.
„St. Jodok, Vals und Schmirn waren eigentlich schon immer Bergsteigerdörfer, wir mussten quasi nur noch dazugehen“, meint Autorin Helga Beermeister, langjährige Mitarbeiterin beim Tourismusverband Wipptal, die sich damals für die Bewerbung einsetzte. Zentrale Kriterien für „Bergsteigerdörfer“ sind – neben alpiner Tradition oder Öffi-Anbindung – ein harmonisches Ortsbild und eine unverbrauchte Landschaft. Größere Kraftwerksprojekte oder Groß-Skigebiete sind mit den strengen Anforderungen unvereinbar. „Mit dem ausgedehnten Naturschutzgebiet im Valsertal waren wir prädestiniert“, meint Beermeister.
Die Zielgruppe, die man ansprechen wolle, seien Alpintouristen: „Sie suchen Ruhe und Abgeschiedenheit, ein gutes Wanderwegenetz, das hochalpine Erlebnis.“ Es gehe um „Bewegung aus eigener Kraft“ – um Bergsteigen und Klettern, um Skitouren und Schneeschuhwanderungen.
Die Positionierung trage Früchte: „Wir haben vom Projekt Bergsteigerdörfer profitiert“, bilanziert Beermeister, „vor allem die Partnerbetriebe der Initiative.“ Diese hätten seit 2013 ein durchschnittliches Plus von 9 Prozent bei den Nächtigungen verzeichnet. Diese Mitgliedsbetriebe richten sich ganz auf den Alpingast aus: Sie müssen Ermäßigungen für AV-Mitglieder anbieten, eine „Alpinbibliothek“ mit Wanderkarten und Literatur aufbauen, für Bergsteiger ein besonders frühes Frühstück bereithalten oder regionale, saisonale Küche forcieren. „Bei den Bergsteigerdörfern geht es auch darum, der Abwanderung aus den Tälern entgegenzuwirken und Familienbetriebe erhalten zu helfen“, betont Beermeister.
Für die Vermarktung sei das Label „Bergsteigerdorf“ ideal – schließlich verfüge der ÖAV über 500.000 Mitglieder, der DAV sogar über eine Million. „Wir bekommen viel mediale Aufmerksamkeit umsonst“, freut sich Beermeister.
Und man entwickle sich sanft und nachhaltig weiter: So verzeichne der seit 2012 bestehende Peter-Kofler-Klettersteig an der Stafflacher Wand mittlerweile beachtliche 16.000 Begehungen im Jahr.
Die Entwicklung des Alpinismus und Tourismus steht auch im Fokus des neuen Buchs. Weitere Kapitel widmen sich der Land- und Almwirtschaft, den historischen Übergängen am Tuxer Joch und Padauner Sattel oder dem dunklen Kapitel der NS-Zwangsarbeit rund um den geplanten Molybdänbergbau im Valsertal.