Film und TV

50 Jahre Star Trek: Als das Weltall im Wohnzimmer landete

Captain Kirk (r.) und Teile der Enterprise-Original-Crew.
© Paramount

Erfolg mit Verspätung: Vor 50 Jahren hob die Enterprise erstmals im Fernsehen ab. Und wurde zunächst als „ödes Durcheinander“ abgetan.

New York – „Es wird nicht funktionieren“, urteilte ein Kritiker des Branchenblatts Variety, als die Enterprise am 8. September 1966 erstmals im US-Sender NBC abhob. Und damit „unendliche Weiten“ in die Wohnzimmer manövrierte. Doch in den Augen des Kritikers war das nichts weiter als „ein unglaubwürdiges und ödes Durcheinander voller Verwirrungen“. Und er sprach damit wohl auch dem Publikum aus der Seele – denn bis zum weltweiten Siegeszug von „Star Trek“ sollte es dauern. Wegen schlechter Einschaltquoten setzte NBC die Serie im Jahr 1969 nach 79 Folgen zunächst ab. Doch nach der Mondlandung stieg das Interesse am Weltraum. Über Jahrzehnte sammelte die Scien­ce-Fiction-Saga durch Wiederholungen Fans. Die deutsche Erstausstrahlung folgte schließlich ab Mai 1972 unter dem Namen „Raumschiff Enterprise“ im ZDF, 1979 gab es den ersten Kinofilm. Auch er bekam eher lauwarme Kritiken. Nach bisher sechs TV-Serien mit über 700 Episoden und mehr als einem Dutzend Filmen steht aber fest: „Star Trek“ ist ein Riesenerfolg.

Fans lieben das Serien-Universum, weil es als optimistisches Vorbild immer auch eine bessere Gesellschaft der Zukunft gezeigt hat. In den 60er-Jahren mit ihren Rassenunruhen und dem Kalten Krieg arbeitete bei „Star Trek“ der Amerikaner Captain James T. Kirk vertrauensvoll mit seinem russischen Navigator Pavel Chekov zusammen. Die afroamerikanische Schauspielerin Nichelle Nichols übernahm die Rolle der Lieutenant Uhura. George Takei, dessen Familie aus Japan stammt, spielte ihren Kollegen Sulu. Behandelt wurden relevante Themen wie Ausbeutung der Umwelt oder soziale Klassenunterschiede – und schließlich gab es zwischen Kirk und Uhura einen Aufsehen erregenden Kuss. Einige Sender in den Südstaaten weigerten sich, die Folge auszustrahlen.

„Star Trek“ schien zwar in der Zukunft zu spielen. „Aber es war immer dann am besten, wenn es sich mit den Problemen der Gegenwart beschäftigt hat“, sagte Captain Kirk alias William Shatner dazu der Zeitung USA Today. Die Idee, dass Menschen verschiedener Völker, Nationen und Planeten zusammenarbeiteten, sei revolutionär gewesen. Shatner faszinierten auch die technischen Spielereien. Sie nahmen vieles vorweg, was nun Alltag ist: Die Kommunikatoren der Originalserie erinnern an Smartphones. In „The Next Generation“ gab es in den späten 80er-Jahren Geräte, die Tablets ähneln. Wissenschaftlich werden auch Phänomene wie das Beamen hergeleitet – auch wenn dies noch nicht möglich ist. In Summe war „Star Trek“ damit immer so etwas wie der ernsthaft-visionäre Gegenentwurf zum 1977 erstmals in „Krieg der Sterne“ gezeigten „Star Wars“-Unterhaltungs-Universum.

Die pazifistische Ausrichtung sei für „Star Trek“-Schöpfer Gene Roddenberry besonders wichtig gewesen, sagte sein Sohn Rod in der Dokumentation „50 Years of Star Trek“. Roddenberry war Polizist und Bomber-Pilot im Zweiten Weltkrieg, bevor er das Drehbuch zu „Star Trek“ schrieb. „Ich glaube, dass das seinen Blick für eine in ‚Star Trek‘ gezeigte bessere Zukunft geschärft hat“, sagte sein Sohn. Dem Weltall blieb der Humanist Roddenberry stets verbunden. Er wünschte sich, im Weltall bestattet zu werden – 1997 wurde seine Asche per Rakete in den Orbit befördert.

Doch obwohl das vergangene Jahr mit dem Tod von Spock-Darsteller Leonard Nimoy und von Jungstar Anton Yelchin kein leichtes für die „Trekkies“ war, gibt es auch Positives zu vermelden. Die von J. J. Abrams neu erdachten Kinofilme laufen gut, eine weitere Fortsetzung ist bestätigt. Zudem plant CBS mit „Star Trek: Discovery“ für 2017 eine neue Serie als Streamingangebot im Netz, die außerhalb der USA und Kanada von Netflix vermarktet wird.

Und die Anfangsworte? Die würde Shatner am liebsten noch einmal neu einsprechen, gestand er kürzlich: „Ich habe es in meinen Ohren nie richtig hinbekommen. Gut genug zwar für die Leute, die es gehört haben, denke ich. Aber ich wünschte, ich könnte das noch einmal aufnehmen.“ Anbei der Text zum Mitlesen: „Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise.“ Es hat doch funktioniert. (APA, dpa, TT)