US-Wahlkampf startet in heiße Phase: Duell um Schlüsselstaat Ohio
Hillary Clinton und Donald Trump stellen sich in zwei Monaten der Wahl um das vielleicht mächtigste Amt der Welt. Der traditionelle „Labor Day“ war bestimmt von Verschwörungstheorien, Debatten über Cyberspionage Russlands – und dem Besuch Donald Trumps in Mexiko.
Cleveland – Rund zwei Monate vor der US-Wahl sind die Präsidentschaftskandidaten der Demokraten und Republikaner, Hillary Clinton und Donald Trump, in die heiße Wahlkampfphase gestartet. Beide gingen am Labor Day im Schlüsselstaat Ohio auf Stimmenfang.
Der Feiertag Labor Day in Gedenken an die Arbeiterbewegung, der erste Montag im September, ist in den USA traditionell der Auftakt für die heiße Wahlkampfphase. Zwar führt Clinton in den meisten Umfragen in Ohio vor Trump, doch schmolz ihr Vorsprung zuletzt. Ohio könnte mit seinen traditionell wechselnden Mehrheiten eine entscheidende Rolle bei der Wahl spielen.
Flugzeuge als Sinnbild für Zweier-Rennen
Teilweise sah es sogar richtig eng aus: sinnbildlich dafür parkten die Maschinen der beiden Kandidaten am Flughafen von Cleveland kurzzeitig nur im Abstand von etwa zwei Fußballfeldern nebeneinander. Trump war bereits da, als Clintons neuer Jet mit der Aufschrift „Stronger together“ landete.
„Ich bin bereit. Ich bin mehr als bereit“, rief Clinton rund tausend Anhängern bei einem Picknick in Cleveland zu. Ihre Ansprache musste sie immer wieder wegen eines hartnäckigen Hustens unterbrechen, bis ein starker Hustenanfall sie zu einer kurzen Pause zwang und sie zeitweise nur im Flüsterton weiterreden konnte. Spekulationen über ernsthaftere Gesundheitsprobleme wischte die 68-Jährige als „Verschwörungstheorien“ beiseite. Ihr Husten sei Folge ihres Heuschnupfens.
Angesichts öffentlicher Kritik Trumps und von Medienvertretern, sie habe in den vergangenen neun Monaten keine einzige ausführliche Pressekonferenz gegeben, beantwortete Clinton auf dem Flug zu einer Wahlkampfveranstaltung rund 20 Minuten lang Fragen von Journalisten. Es war ihre erste Pressekonferenz seit 275 Tagen.
Trump rief Russland zu Cyberattacken auf Demokraten auf
Dabei warnte sie vor einer verdeckten Einmischung Russlands in den Wahlkampf. Mutmaßliche Cyber-Angriffe auf ihre Demokratische Partei „werfen ernste Fragen im Hinblick auf eine mögliche russische Einmischung in unseren Wahlprozess auf“, sagte Clinton auf dem Flug nach Illinois.
Die frühere Außenministerin übte scharfe Kritik an Trump, der Russland zu weiterer Cyber-Spionage gegen die Demokraten aufgerufen hatte. „Wir haben es noch nie erlebt, dass eine gegnerische ausländische Macht sich bereits in unseren Wahlprozess einmischt, und wir haben es noch nie erlebt, dass der Kandidat einer unserer großen Parteien die Russen sogar zu noch mehr Hackerangriffen aufruft.“
Parteiführung nach Leak im Zwielicht
Im Juli waren interne E-Mails der Demokraten-Parteiführung an die Öffentlichkeit gelangt; sie deuteten eine Voreingenommenheit der Parteiführung für Clinton und gegen ihren innerparteilichen Vorwahl-Rivalen Bernie Sanders an. Die damalige Parteichefin Debbie Wasserman Schultz und weitere Parteifunktionäre waren daraufhin zurückgetreten. Clinton sagte nun, US-Geheimdienstler vermuteten alle Russland hinter den Cyber-Attacken.
Auch Trump lud Journalisten in seinen Privatjet, wo er sich insbesondere zu seine Plänen in der Einwanderungspolitik äußerte. Clinton warf er vor, „keinen Plan“ zu haben. Unter der Demokratin würden „Menschen über die Grenze kommen, ohne Ansehen, wer sie sind“.
Trump-Besuch noch immer Thema
Clinton konterte mit dem Verweis auf Trumps Besuch in Mexiko, der mit Misstönen geendet hatte. Trump und der mexikanische Präsident Enrique Pena Nieto hatten am vergangenen Mittwoch widersprüchliche Angaben dazu gemacht, ob Trumps Forderung nach dem Bau einer Grenzmauer auf Kosten Mexikos in ihrem Gespräch thematisiert wurde. Trump bestritt dies, Pena Nieto widersprach.
Ex-Außenministerin Clinton sagte dazu, Trump könne nicht einmal in ein „befreundetes Land reisen, ohne Streit anzuzetteln“. Trotz Einladung will Clinton vor den US-Wahlen nicht nach Mexiko reisen. Das sagte sie in am Montag im Voraus veröffentlichten Interview-Auszügen des Fernsehsenders ABC. (TT.com/APA/AFP/dpa)