Stimme des Krieges: Michael Mantler führt neues Werk in Wien auf
Wien (APA) - Eigentlich wollte er sein musikalisches Leben stets so abstrakt wie möglich halten, schreibt Michael Mantler in Erläuterungen z...
Wien (APA) - Eigentlich wollte er sein musikalisches Leben stets so abstrakt wie möglich halten, schreibt Michael Mantler in Erläuterungen zu seinem neuen Werk „Comment c‘est“. Und doch hätten sich immer wieder tagesaktuelle, politische oder gesellschaftliche Bezüge gezeigt. Ganz deutlich wird dies im neuen Zyklus, den er am Wochenende im Wiener Porgy & Bess erstmals live aufführen wird.
Terror, Krieg, Gewalt - es sei einfach nicht mehr möglich gewesen, „weiter selig Musik in einer abstrakten Weise zu schaffen, ohne auf das alles durchdringende Umfeld von Hass, Gier und Korruption zu reagieren“, so Mantler. Der 1943 in Wien geborene Komponist und Trompeter, der zwischen Jazz und Neuer Musik wandelt, hat die gut 50 Minuten und zehn Stücke umfassende Reise eigentlich auf Basis einer Stimme angetreten. Denn zu Beginn stand der Wunsch, Französisch zu verwenden - „eine Sprache, die sich so herrlich dafür eignet, gesungen zu werden“.
Umgesetzt hat er das mit Himiko Paganotti, die auch Samstag- und Sonntagabend im Porgy & Bess recht deutlich werden wird. Denn über den vielfach sehr atmosphärisch geprägten Stücken, die zwischen sanften Anklängen und einer unterschwellig spürbaren, sehr dunklen Grundfarbe changieren, singt sie Zeilen über Verlust und Trauer, über die Sinnlosigkeit des Krieges und dessen Horror. „Es ist nicht viel, wenn überhaupt, was wir von der Geschichte gelernt haben“, heißt es etwa in „Intolerance“. Auch die geschäftstüchtige Seite von gewalttätigen Auseinandersetzungen wird zur Sprache gebracht.
Begleitet werden Mantler und Paganotti in der konzertanten Umsetzung von David Helbock am Klavier sowie dem Max Brand Ensemble unter Christoph Cech. Bereits in der Einspielung, die kommendes Frühjahr auf ECM erscheinen wird, entsteht so ein dichter Klangteppich, der zwar umhüllend wirkt, aber keinesfalls Sicherheit spendet. Vielmehr versteht es Mantler, Gegensätzlichkeiten des Menschlichen nur zu gut in den musikalischen Ausdruck zu bringen. Oberflächliche Schönheit und in den Abgründen Verborgenes wird hier gleichermaßen zum Vorschein gebracht.
(S E R V I C E - „Comment c‘est“ von Michael Mantler. Mit Himiko Paganotti, David Helbock und dem Max Brand Ensemble am 10. und 11. September um jeweils 20.30 Uhr im Porgy & Bess, Riemergasse 11, 1010 Wien. www.mantlermusic.com; www.porgy.at)