Die aufgestauten Probleme des Sommers
Die Sommermonate brachten 20 Prozent mehr Staus. Immer öfter im Fokus: der Fernpass.
Innsbruck –Es ist eine zweifelhafte Ehre, die dem Fernpass da zuteil wird. Gemeinsam mit der Tauern Autobahn ist die Strecke die staureichste Straße Österreichs 2016. Die Bilanz des Autofahrerclubs ÖAMTC über den Reiseverkehr an den Wochenenden zeigt einen deutlichen Anstieg der Staus im Vergleich zu den Jahren davor. Mit 635 gemeldeten Staus gab es bundesweit rund 20 Prozent mehr Staus als im Sommer 2015.
Im Bundesländervergleich gibt es zudem in Tirol die meisten Staus – gezählt wurden dabei Blechlawinen über 1,5 Kilometer Länge bzw. ein Zeitverlust von mindestens 15 Minuten. Jeder vierte Stau in Österreich passiert demnach in Tirol. Dahinter liegt mit 18 Prozent das Bundesland Salzburg. Auch am abgelaufenen Wochenende, schon nach den großen Sommerreisewellen, zeigte sich dieses Bild wieder. Wobei etwa am Fernpass ganz klar durch den ÖAMTC gezeigt wird, dass 90 Prozent der Staus auf Verkehrsüberlastung zurückzuführen sind. Für Tirols obersten Verkehrspolizisten Markus Widmann ist die Strecke mittlerweile ein „Dauerstaupunkt“, die Blockabfertigungen vorher würden mittlerweile zum „Standardprogramm“ gehören. Auch am Brenner habe es heuer verstärkt Stauungen gegeben. Diese seien teilweise auch auf eine Baustelle bei der Europabrücke zurückzuführen gewesen. Eine mögliche Erklärung daneben: Heuer fuhren deutlich mehr Menschen nach Italien als in den Jahren zuvor. Laut Auskunft von Mautstellenleiter Stefan Zangerle stieg der Pkw-Verkehr heuer am Brenner um 3,38 Prozent. Im Juli zählte man beispielsweise 140.000 Autos mehr als im Vorjahr – im August dagegen rund 30.000 weniger als 2015. „Staus an der Mautstelle in Sterzing sorgten teilweise sogar für Probleme bis nach Nösslach zurück“, erklärte Widmann.
Einen solchen Mega-Stau, mit bis zu zwei Stunden Wartezeiten in Sterzing, empfindet der Südtiroler Landtagsabgeordnete Sven Koll (Süd-Tiroler Freiheit) als „unerträgliche Belastung“ für das Wipptal. Die Staus bei Sterzing seien vor allem auf das veraltete Mautsystem zurückzuführen. Und weiter: „Es ist völlig anachronistisch, dass innerhalb der Europaregion Tirol drei verschiedene Mautsysteme auf den Autobahnen zur Anwendung kommen.“ Ein einheitliches System würde auch die Staus reduzieren.
Für die Tiroler Polizei zeigt sich unterdessen, dass es mittlerweile auch an Sonntagen zu erheblichen Problemen kommt. „Die Zeiten eines klassischen Urlauberschichtwechsels an Samstagen sind vorbei“, sagt Widmann. Laut der ÖAMTC-Untersuchung ist Verkehrsüberlastung in einem Drittel aller Fälle die Ursache. Fast genauso häufig staut es sich in Folge von Unfällen. Durch die Grenzkontrollen (in elf Prozent Auslöser) gab es heuer fast so viele Kolonnen wie auf Grund von Unfällen. Wobei Widmann einschränkt, dass sich die Situation hier im Sommer wesentlich gebessert habe. „Seit in Kufstein die Art der Abfertigung umgestellt wurde, hat sich der Rückstau wesentlich verkürzt.“ Nachsatz: Viele Reisende würden die Staus mittlerweile im Sommer einkalkulieren. (TT, mw)