Paralympics: Mader, Fraczyk - 2 Generationen um Tischtennis-Medaille
Rio de Janeiro/Wien (APA) - Das Tischtennis-Team des Österreichischen Paralympischen Komitees in Rio de Janeiro umfasst vier Spieler aus zwe...
Rio de Janeiro/Wien (APA) - Das Tischtennis-Team des Österreichischen Paralympischen Komitees in Rio de Janeiro umfasst vier Spieler aus zwei Generationen: Doris Mader, Debütant Krisztian Gardos sowie Stanislaw Fraczyk und Egon Kramminger spielen ab Donnerstag um Edelmetall. Mader hatte als Siebenjährige in einem Sommercamp bei Fraczyk mit diesem Sport begonnen, als Rollstuhlsportlerin will sie nun eine zweite Medaille.
Die Paralympics in London 2012 waren der bisherige Höhepunkt in der Karriere der Niederösterreicherin Mader - sie eroberte Silber. Vier Jahre später peilt die 40-Jährige erneut einen Podestplatz an. „Mit Prognosen muss man vorsichtig umgehen, wie man in den letzten Wochen gesehen hat“, meinte Mader. „In London habe ich die Nummer 1 geschlagen. Ich bin so gut drauf, dass das jetzt auch möglich ist.“
Eine Tumoroperation hatte 2002 das Leben der damals 26-Jährigen plötzlich verändert. Der Sport war in der Rehabilitation der Querschnittgelähmten ein wichtiger Begleiter, nun bildet er einen nicht wegzudenkenden Lebensinhalt. Seit Peking - da war sie Fünfte - habe eine enorme Professionalisierung in ihrem Sport eingesetzt, sagte die Gänserndorferin der APA. Sie selbst hat sich in den vergangenen vier Jahren weiter gesteigert, auch dank der Unterstützung durch das Projekt Rio.
Eine Umstellung der Technik („Das hat zuerst einen Rückfall gebracht“) wurde durch die Förderung erleichtert, physiotherapeutische Maßnahmen und Unterstützung durch einen Mentalcoach waren möglich. Maders Beeinträchtigung bringt in ihrer Klasse eine Instabilität des Rumpfes mit sich. Dies im Sport auszunützen und durch Winkelspiel zu versuchen, den Gegner aus der Balance zu bringen, das entsprach gar nicht ihrem Charakter.
„Ich hatte anfangs große Hemmungen, Schwächen auszunützen und so fies wie möglich zu spielen“, sagte die Weltranglisten-Siebente. Dies hat sie mittlerweile abgelegt, nicht zuletzt dank der Gespräche mit dem Coach. Favoriten sind auch im Para-Sport die Chinesen, die stets mit großem Betreuerteam anreisen, wie Mader erzählte.
Mader spielt wie Kramminger, der mit 68 Jahren der Älteste im ÖPC-Team ist, in der Klasse 3 von insgesamt zehn, wobei Aktive der Klasse 1 die größten Beeinträchtigungen haben. Fraczyk, der an Kinderlähmung erkrankt war und an einem Bein behindert ist, agiert in Klasse 9, Gardos wegen einer Hüftarthrose in der Klasse 10.
Fraczyk war im Tischtennis dreimal Meister in seinem Geburtsland Polen und zweimal in Österreich (1985, 1987) und hat 100 Einsätze im ÖTTV-Nationalteam absolviert. Der 63-Jährige hat sich um den Tischtennis-Sport in Stockerau große Verdienste erworben. Seit drei Jahren trägt das TT-Zentrum dort seinen Namen (Stanislaw-Fraczyk-Arena).
Mit 43 Jahren trat Fraczyk in Atlanta zu seinen ersten Paralympics an. Nicht ohne Berührungsängste, wie er im APA-Gespräch erzählte. „Ich habe Angst gehabt, dass alle sagen, der war Profi und dann fährt er zu den Paralympics.“ Doch die Furcht war unbegründet, in Rio de Janeiro absolviert der Pensionist - er war Beamter im Unterrichtsministerium - schon seine sechsten Sommerspiele. Mit dreimal Gold und viermal Silber ist Fraczyk der erfolgreichste Teilnehmer des ÖPC-Teams in Rio.
Die bisherige Saison verlief für den Niederösterreicher aber nicht nach Wunsch. Wegen Rückenproblemen musste Fraczyk drei Monate pausieren. Daher schraubt er die Erwartungen auch zurück. „Im Einzel wird‘s eher schwer, aber dafür haben wir eine gute Chance im Team“. Da tritt Fraczyk im Doppel gemeinsam mit Krisztian Gardos an, dessen Bruder Robert heuer mit dem ÖTTV-Herren-Team in Rio Olympia-Fünfter war.